Der Theologe Matthias Sellmann sieht es als Problem, wenn Priester den Reformdialog innerhalb der katholischen Kirche, den Synodalen Weg, nicht mitmachen wollen. Sehr viele Priester stünden "am Rand dieses Weges", was auch eine jüngst vorgelegte Studie gezeigt habe, sagte Sellmann im Interview des Portals katholisch.de (Montag). Sellmann leitet das Bochumer Zentrum für angewandte Pastoralforschung (zap), das die Studie im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz erstellt hat.
"Wenn also die zentralen Multiplikatoren vor Ort den Synodalen Weg nicht mitmachen, ist das sehr problematisch. Hier muss mehr Gespräch über die Gründe und die Perspektiven stattfinden, zum Beispiel mit den Priesterräten", sagte Sellmann. "Das ist eine Bringschuld des Synodalen Wegs. Es ist aber auch eine Holschuld der Priester. Denn sie können sich als Profis meiner Meinung nach nicht einfach vom Gesamtweg abkoppeln, den die Kirche in Deutschland in einer großen Mehrheit eingeschlagen hat."
Überlegungen für Langzeituntersuchung
Sellmann hat selbst als Teilnehmer am Synodalen Weg mitgewirkt. In der am Freitag veröffentlichten Studie sagten zwar nur 4,6 Prozent, dass Reformen nicht nötig seien, die Mehrheit fokussiert sich dabei aber auf spirituelle Fragen. So sagten mehr als 80 Prozent, dass es mehr Angebote mit spirituellem Tiefgang brauche, drei Viertel wünschten sich eine stärkere Ausrichtung auf die Vermittlung von Glaubensinhalten.
Dagegen meinten jeweils nur rund 30 Prozent, dass es eine Reform der kirchlichen Amtsautorität brauche oder dass der Zölibat abgeschafft werden müsse. Lediglich ein Viertel der befragten Priester hält das Frauenpriestertum - ein zentrales Anliegen des Synodalen Weges - für ein notwendiges Unterfangen zur Kirchenreform.
Sellmann kündigte in dem Interview an, dass die Deutsche Bischofskonferenz überlege, ob die Studie der Auftakt zu einer Langzeituntersuchung werden solle. "Das würde heißen, dass man in bestimmten Abständen eine solche Studie durchführt. Das wäre eine wichtige Innovation, weil man dadurch einen längerfristigen Datenbestand aufbaut, der es erlaubt, noch robustere strategische Empfehlungen abzugeben."