"Der Weg vom Wort zur Tat wird immer kürzer, und die Gefahr, Opfer eines tätlichen oder gar tödlichen Angriffs zu werden, wächst", sagte Goldschmidt nach CER-Angaben von Dienstag dem ARD-Magazin report München. "Hassbeiträge in sozialen Medien oder Messengerdiensten sind hierbei besonders schlimme Brandbeschleuniger, die das Leben für Juden hierzulande gefährlicher gemacht haben."
Tatenlos zugeschaut
Goldschmidt forderte, das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG) zu erweitern: Viel zu lange sei "tatenlos dem Treiben" von privaten Messengerdiensten zugeschaut worden. Bislang finde das Gesetz auf diese Dienste keine Anwendung, so dass Hasskriminalität straffrei bleibe. Wenn es die Bundesregierung und auch die EU mit einer Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts ernst meinten, müssten sie den "digitalen Sumpf des Hasses" entschieden austrocknen, betonte der Oberrabbiner.
Zunehmende Radikalisierung
Goldschmidt sieht dringenden Handlungsbedarf. "Es muss leider immer erst etwas Gravierendes passieren, Menschen zu Tode kommen, bis Politik und Regierungen handeln, denkt man an die Anschläge auf Gebetshäuser in Christchurch, Pittsburgh oder in Halle - jedes Mal ging diesen schlimmen Taten eine Radikalisierung in sozialen Netzwerken oder auch Messengerdiensten voraus." Diese müssten genauso wie Facebook, Twitter und andere Soziale Netzwerke schnell in die Verantwortung genommen werden.