DOMRADIO.DE: Herr Liebl, zusammen mit ehemaligen Sängerkollegen durften Sie in der Jubiläums-Messe des emeritierten Papstes Benedikt singen. Wie haben Sie reagiert, als die Anfrage kam?
Karl-Heinz Liebl (ehemaliger Domspatz und ehemaliger Chorleiter und Stimmbildner bei den Regensburger Domspatzen): Das haben wir natürlich sofort gerne angenommen. Wir waren ja alle, die mit in Rom waren, eingebunden in die Geschichte der Brüder Joseph und Georg, vor allen Dingen mit Georg Ratzinger, seinem Bruder, der ja Domkapellmeister in Regensburg war. Und deshalb war es überhaupt keine Überlegung wert, nicht für ihn zu singen.
DOMRADIO.DE: Das Priesterweihen-Jubiläum eines ehemaligen Papstes zu feiern. Wie müssen wir uns das vorstellen? Was war das für ein Fest?
Liebl: Benedikt XVI. ist ja in der Nähe des Petersdoms, in den Vatikanischen Gärten beheimatet, und das muss man sich so vorstellen, dass es hier eine kleine Hauskapelle gibt. Die Anfrage an uns kam durch Erzbischof Gänswein, seinem Sekretär, der die Messe zelebriert hat. Benedikt hat bei ihm am Altar gesessen und hat konzelebriert. Anwesend waren auch noch die Hausangestellten und eine Ordensschwester.
DOMRADIO.DE: Jetzt sind Sie ja seit Kindertagen ein geübter und routinierter Sänger, haben selbst lange dirigiert. Ist man vor so einem Auftritt trotzdem nervös oder können Sie da einfach umschalten in den Konzert-Modus von früher?
Liebl: Nun gut, es war kein Konzert-Modus, weil wir ja im Gottesdienst gesungen haben - und zum anderen ist man eigentlich gut geübt. Man hat die Stücke, die wir gesungen haben, im Repertoire und wenn etwas gut geübt und trainiert ist, brauchen wir nicht mehr groß aufgeregt zu sein.
DOMRADIO.DE: Die Jubiläums-Messe war ja das eine. Sie haben dann später auch noch ein kleines Haus-Konzert gegeben. Wie ist das abgelaufen?
Liebl: Ja, auch darüber haben wir uns auch sehr, sehr gefreut, dass wir für Benedikt noch ein kleines Haus-Konzert machen konnten. Das ist in seinem Wohnzimmer abgelaufen. Wir haben in drei Blöcken gesungen, erstmal bekannte Volkslieder und Lieder, die Benedikt auch gekannt hat. Im zweiten Teil dann etwas Bayerisches, das wir aus unserer Heimat mitgebracht haben und im dritten Teil haben wir das Ganze etwas besinnlicher dann ausklingen lassen.
DOMRADIO.DE: Haben Sie auch noch ein paar Worte mit Benedikt XVI. wechseln können?
Liebl: Ja, das hat jeder von uns. Es war eine sehr gemütliche Atmosphäre mit ihm. Er ist sehr wach im Geist, er bekommt alles mit, hat noch guten Humor, lacht auch viel. Die Stimme ist sehr schwach geworden, man versteht ihn etwas schlecht, aber wir sind damit gut zurechtgekommen.
DOMRADIO.DE: Sie selbst waren ja ein Schüler von Georg Ratzinger, dem Bruder von Benedikt XVI. Dann haben Sie später als Chorleiter mit ihm zusammen gearbeitet. Heute vor einem Jahr ist Georg Ratzinger in Regensburg gestorben. Ein paar Tage vorher, da war Benedikt noch einmal nach Deutschland gekommen, um sich zu verabschieden. War das auch ein Thema jetzt in den vergangenen Tagen?
Liebl: Ja, das ist immer ein Thema. Wir haben natürlich Georg Ratzinger auf seinem letzten Weg, auch die Tage davor noch, begleitet und zwei von uns haben damals auch Benedikt in Regensburg bei seinem Bruder noch angetroffen. Wir haben schon gewusst, welcher große Wunsch es für beide war, dass sich die Brüder noch einmal sehen. Und das war auch für Georg Ratzinger dann das Zeichen, einfach von dieser Welt loslassen zu können.
DOMRADIO.DE: Wie haben Sie Georg Ratzinger in Erinnerung?
Liebl: In bester Erinnerung! Er war mein Mentor. Er war derjenige, der mich bei den Domspatzen - ich war selber Domspatz - großgezogen hat. Wir sind etwa zur gleichen Zeit zu den Domspatzen gekommen - ich als Schüler, er als Domkapellmeister. Und wir haben dann noch viele, viele Jahre auch zusammengearbeitet. Es war immer ein wunderbares Erlebnis, mit diesem Mann und bei diesem Mann zu arbeiten.
Das Interview führte Carsten Döpp.