Das Gebet fand am Montagabend in der evangelischen Christuskirche statt. Gustke betonte: "Ich erwarte ein schnelleres und härteres Durchgreifen der Polizei gegenüber Gewalttätern." In Fürbitten beklagten die Teilnehmer "Hass, Verblendung, Engstirnigkeit" und Misstrauen gegenüber den Flüchtlingen, aber auch "Kommunikationsprobleme auf allen Seiten". Kommenden Montag soll um 18.00 Uhr das nächste Friedensgebet in der katholischen Kirche stattfinden.
Der katholische Pfarrer Peter Opitz sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), Christen sollten Gesicht zeigen: "Wir dürfen nicht zulassen, dass Fremde in unserer Stadt angefeindet werden." In seiner Pfarrei, die mehrheitlich aus Flüchtlingen, Heimatvertriebenen und ihren Nachfahren bestehe, registriere er eine große Bereitschaft, Flüchtlingen zu helfen, etwa bei Deutschkursen oder Behördengängen. Es sei nötig, in fairem Umgang miteinander Brücken zu bauen, um wieder "normale Zustände" herzustellen. "Brutale Gewalt, dazu auch noch organisiert, hat nichts mit Protest zu tun. Harte Bestrafung kann nur die Konsequenz sein", sagte Opitz. Gleichzeitig sei Besonnenheit im Moment eine wichtige Tugend, damit die Lage nicht weiter eskaliere, so Opitz gegenüber domradio.de.
Bürgermeister ruft zu Zeichen der Solidarität auf
Pfarrerin Gustke bescheinigte den Behörden große Ernsthaftigkeit bei der Unterbringung der Flüchtlinge. Doch trotz guten Willens stießen sie auch an ihre Grenzen. Der Pastor der Baptistengemeinde, Hans-Jürgen Schlag, äußerte sich erschüttert über die Gewaltbereitschaft. Zwar seien einige Randalierer von außerhalb angereist, doch hätten sie in Heidenau auch Sympathisanten gefunden.
In der Nacht zum Dienstag blieb es ruhig um die von der Polizei bewachte Flüchtlingsunterkunft. Seit Freitagabend und am Wochenende hatten Rechtsradikale in der 16.500-Einwohner-Stadt vor der Notunterkunft für Flüchtlinge Polizisten angegriffen. Es gab Dutzende Verletzte, unter ihnen nach Polizeiangaben mehr als 30 Beamte. In dem ehemaligen Baumarkt sind inzwischen mehr als 300 Flüchtlinge untergebracht. Insgesamt rund 600 Flüchtlingen soll er vorübergehend Obdach bieten.
Heidenaus Bürgermeister Jürgen Opitz (CDU) rief die Bewohner zur Besonnenheit auf. Er bat sie um ein Zeichen der Solidarität mit den Menschen, die in dem ehemaligen Baumarkt eine Zwischenstation auf ihrer beschwerlichen Flucht finden sollten.