Wer in der evangelischen Kirchengemeinde Essen-Haarzopf an Heiligabend 2018 einen Nachmittagsgottesdienst besuchen wollte, brauchte diesmal eine Eintrittskarte. Die war zwar kostenlos - die Regelung sorgte im Vorfeld aber trotzdem für Diskussionen. Die Gemeindeleitung hat die Erfahrungen mit den Zählkarten nun ausgewertet und zeigt sich zufrieden.
Niemand habe abgewiesen werden müssen, teilte die Kirchengemeinde auf ihrer Homepage mit. Die Gesamtstimmung sei in allen Gottesdiensten rücksichtsvoll, freundlich, wertschätzend "und damit wirklich weihnachtlich geprägt" gewesen, heißt es dort. Die stellvertretende Vorsitzende des Presbyteriums, Christiane Imhof, sprach sich auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur dafür aus, dass die Regelung auch an den künftigen Heiligabend-Gottesdiensten angewandt wird. Eine Entscheidung des Gremiums gebe es dazu aber noch nicht, sagte sie.
Testlauf nach überfüllter Kirche im Jahr 2016
Das Presbyterium hatte zuvor aus Sicherheitsgründen bestimmt, dass bei den Gottesdiensten in Kirche (333 Plätze) und Gemeindehaus (170 Plätze) alle Besucher einen Sitzplatz brauchen. Hintergrund waren Erfahrungen im Jahr 2016 mit völlig überfüllten Fluchtwegen und blockierten Notausgängen. Als die Gemeinde dann an Heiligabend 2017 die Sicherheitsauflagen konsequent umsetzen wollte, war es zu "aggressiven Diskussionen" an der Kirchentür und mehrfachen Versuchen gekommen, sich in die Räume zu drängeln. Daraufhin wurde die Zählkarten-Regelung eingeführt und nach einem Probelauf im Sommer 2018 erstmals an Heiligabend angewandt.
Die Zählkarten waren für fünf der insgesamt sechs Gottesdienste nötig und konnten in der Adventszeit an verschiedenen Stellen abgeholt werden. "Für die Krippenspielgottesdienste und die Christvesper an Heiligabend 2018 wurden insgesamt 1300 Karten ausgegeben. Damit wurden knapp 50 Prozent der Gemeindemitglieder erreicht", teilte die Gemeinde mit. Nur einzelne Menschen hätten an Heiligabend direkt vor Ort nach einer Karte gefragt. "Da es noch Restkarten für manche Gottesdienste gab, konnten diese Gottesdienstbesucher spontan vor Ort noch eine Karte erhalten." Einzelne Karten seien auch direkt vor den Gottesdiensten etwa aus Krankheitsgründen zurückgegeben worden.