Die umfangreichen historischen und theologischen Vorarbeiten haben aus Freiburger Sicht nicht zum gewünschten Ziel geführt: Aus dem seligen Bernhard wird – bis auf weiteres – kein Heiliger.
Der Vatikan hat das Heiligsprechungsverfahren für Bernhard von Baden gestoppt, weil es eine zur Begründung angeführte Wunderheilung einer Baden-Badener Ordensfrau nicht anerkennt.
Wunder für Heiligsprechung nicht anerkannt
Die Nachricht wurde jetzt zwei Tage vor dem Bernhard-Gedenktag am 15.7. bekannt. Damit liegt das 2011 angestoßene erste Heiligsprechungsverfahren in der Geschichte der Südwest-Diözese auf Eis.
Zwar verwies das Bistum darauf, dass das Verfahren theoretisch jederzeit wieder aufgenommen werden kann. Es ist aber unklar, ob es je dazu kommen wird. Dazu wäre der Beleg einer neuen Wunderheilung nötig, die auf Bernhard von Baden zurückgeht.
Am Freitag wollten sich weder Erzbischof Stephan Burger noch sein Vorgänger Robert Zollitsch, der das Verfahren wesentlich befördert hatte, zum weiteren Prozedere äußern. Unabhängig von der Entscheidung des Vatikan bleibt Bernhard ein in vielen Kirchengemeinden im Südwesten verehrtes Vorbild. Dabei ist eine historische Annäherung an den Markgrafen nicht einfach, da es nur wenige Zeugnisse, Quellen oder Hinweise auf den jung gestorbenen Fürsten gibt.
Vom reichen Erben zum Krankenpfleger
Geboren wohl Ende 1428 auf der Baden-Badener Burg Hohenbaden wird Bernhard zusammen mit seinem älteren Bruder Karl darauf vorbereitet, die Landesherrschaft zu übernehmen. Wahrscheinlich schickten die Eltern ihn dazu an verwandtschaftlich verbundene Höfe nach Frankreich, vielleicht auch an den königlichen Hof Karl VII., mit dessen Tochter Madeleine de France er verlobt gewesen sein soll. Eine Hochzeit kommt indes nie zustande.
Denn zunächst muss sich Bernhard im Krieg bewähren. Er soll helfen, die territorialen Ansprüche seines Verwandten Rene von Anjou in Oberitalien durchzusetzen. Dort kämpfte er tapfer und geschickt, berichten Zeitzeugen.
Nach dem Tod seines Vaters zurück in Baden, willigt er ein, die Herrschaft seiner Familie nicht durch eine Teilung des Erbes zu schwächen, sondern seinem Bruder Karl die alleinige Regentschaft zu überlassen. Er widmet sich fortan der Armen- und Krankenfürsorge und spendet große Summen an die Kirche.
Er stirbt mit 30 Jahren bei Friedensverhandlungen in Italien
1453 wird er Gesandter in Italien und erhält zwei Jahre später von Kaiser Friedrich III. den Auftrag zu Friedensverhandlungen mit Friedrich von der Pfalz. Bei seiner Mission nach Oberitalien erkrankt er an der Pest und stirbt im Alter von nur 30 Jahren am 15. Juli 1458 im norditalienischen Moncalieri.
Hier ist er begraben, hier wird er bis heute von vielen Katholiken verehrt. Bereits 1769 sprach ihn die Kirche selig.
Viel mehr als dieses biografische Gerüst ist nicht bekannt. Aber gerade weil belastbare historische Belege weithin fehlen, so die Freiburger Historikerin Christine Schmitt, konnten im Wandel der Zeit immer wieder neue Aspekte am badischen Landespatron als tugendhaft und vorbildlich hervorgehoben werden. So nutzte das protestantische Fürstenhaus Baden den katholischen Vorfahren, um die katholische Landesmehrheit für Haus und Land Baden zu begeistern.
Erzbischof Zollitsch: "Nachhaltige Impulse für unseren Glauben"
Bedingung für eine Heiligsprechung aber, mit der die katholische Kirche das vorbildliche christliche Leben eines Menschen offiziell feststellt, wäre die Anerkennung einer Wunderheilung, die auf den potenziellen Heiligen zurückgeht. Bei Bernhard wurde die Gesundung einer Ordensfrau aus dem Kloster Lichtenthal bei Baden-Baden nach dem Bernhardsjubiläum 1956 untersucht. Und nun nach "gerichtsärztlichen Gutachten" vom Vatikan abgelehnt.
Katholiken können indes auch nach dem ablehnenden Bescheid aus Rom den Seligen zum Vorbild für religiöses, tugendhaftes Leben nehmen, wie der damalige Freiburger Erzbischof Zollitsch zum Start der Freiburger Untersuchungen betonte: Bernhard könne bis heute "nachhaltige Impulse für unseren Glauben und unser Handeln als Christen" geben.
Mut zum Glauben und zur Tugend habe der junge Fürst bewiesen, ohne sich ins Schneckenhaus weltabgewandter Frömmigkeit zurückzuziehen.