Helfer kritisiert Hilfsmaßnahmen in Haiti nach Hurrikan

"Die Menschen stehen vor dem Nichts"

Der Verein HaitiCare kritisiert die Hilfsmaßnahmen nach dem verheerenden Wirbelsturm in Haiti. Nur ein Bruchteil der gespendeten Gelder sei bei den Bedürftigen angekommen.

Nach Hurricane "Matthew": Aufräumen auf Haiti / © Orlando Barria (dpa)
Nach Hurricane "Matthew": Aufräumen auf Haiti / © Orlando Barria ( dpa )

"Der Staat in Haiti existiert de facto nicht. Es ist ein zusammengewürfelter Haufen von elitären Leuten, die nicht daran interessiert sind, an der Situation der Armen irgendetwas zu verändern, denn die 10 bis 15 Prozent der Eliten leben wie die Made im Speck", sagte Vereinsgründer Michael Kaasch am Samstag Deutschlandradio Kultur. Er engagiert sich nach eigenen Angaben seit mehr als 30 Jahren für Haiti.

Der Hilfsbedarf nach Hurrikan "Matthew" vor gut zwei Wochen sei noch immer enorm: "Wir haben eine zerstörte Infrastruktur", so Kaasch. "Man kann sagen, der Brotkorb der Städte ist schlicht und einfach verloren mit der Ernte. Die Menschen stehen vor dem Nichts." Während es keine heimischen Waren für die Straßenmärkte mehr gebe, seien die importierten Produkte in den Supermärkten für die betroffenen Menschen unbezahlbar.

"Die Leute sind gewohnt, dass man ihnen nicht hilft"

Als kleine Hilfsorganisation achte HaitiCare darauf, ihre Einrichtungen vor Ort - wie Schule, Waisenhaus oder Kindergarten - von Menschen aus Haiti leiten zu lassen, betonte Kaasch. "Wir wollen zuhören und wollen hören, was sie brauchen. Das heißt, da findet ein Dialog statt." Der Mut der Menschen vor Ort sei beeindruckend. "Die Leute sind gewohnt, dass man ihnen nicht hilft, also organisieren sie sich selber in kleinem Rahmen und packen selber an. Die Leute geben sich nicht auf", so der Helfer.

Laut Medienberichten sind am Freitag bei einem Tropensturm erneut Menschen in Haiti ums Leben gekommen. Wassermassen haben einer Mitteilung des Zivilschutzes zufolge im Nordwesten Häuser mitgerissen. Fünf Menschen seien gestorben. Auch im Süden sei es zu Überschwemmungen gekommen.


Quelle:
KNA