Das katholische Hilfswerk missio kritisiert die Arbeitsbedingungen von Migranten in den Golfstaaten. "Es gibt ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, mangelhafte Sicherheitsbedingungen besonders auf den Baustellen, und es gibt auch sexuelle Gewalt gegen Haushälterinnen und Kindermädchen", sagte missio-Referent Jörg Nowak dem Portal weltkirche.katholisch.de am Dienstag. Er äußerte sich zum Abschluss der Reise von Papst Franziskus in die Vereinigten Arabischen Emirate.
Moderne Form der Sklaverei
Zwar habe Katar angekündigt, das sogenannte Kafala-System abzuschaffen, nach dem der Arbeitgeber eine Bürgschaft für das Visum und die Aufenthaltsdauer des Arbeitnehmers übernehmen muss. Dies habe bislang bedeutet, "dass der Arbeitgeber den Migranten gleichsam in der Hand hat", so Nowak, und "eine moderne Form der Sklaverei" ermöglicht.
In den Köpfen der Menschen gebe es trotz der geplanten Abschaffung weiterhin "ein Herrschaftsdenken gegenüber diesen einfachen Arbeitern".
Viele Migranten
80 Prozent der Gesamtbevölkerung in den Vereinigten Arabischen Emiraten sind laut missio Migranten, in Katar sind es 90 Prozent. Die meisten stammen demnach aus ärmeren Ländern wie Nepal, Indien oder den Philippinen. Allein in Katar lebten rund 40.000 philippinische Hausmädchen.
"Mütter verlassen ihre Familien, um mehr Geld im Ausland zu verdienen. Das reißt in den Philippinen Familien auseinander", so der Experte. Die Arbeitsmigranten lebten vielfach "entwurzelt, von der Familie getrennt in einer Glitzerwelt, werden selbst aber ausgebeutet".
Arbeitsbedingungen in Katar
Im Hinblick auf die Fußball-Weltmeisterschaft 2022, die in Katar stattfinden wird, sagte Nowak, die Gesamtsituation für die Arbeiter auf den Baustellen sei weiterhin besorgniserregend. "Die Verantwortung liegt hier aber nicht nur bei einzelnen Institutionen wie der FIFA, sondern hier zeigen sich die Schattenseiten der Globalisierung, die alle etwas angeht."
Alle Akteure aus Politik und Wirtschaft müssten auf internationale Standards für Arbeitsmigranten und die Einhaltung der Menschenrechte pochen. Diese Chance biete die Austragung der WM in Katar, so Nowak.