Notre-Dame: Papst telefoniert mit Macron

"Herz der Stadt" wird wieder schlagen

Nach dem Feuer in Notre-Dame sagen immer mehr Menschen ihre Unterstützung für den Wiederaufbau zu. Europas Dombauhütten kündigten Mithilfe an. Auch Papst Franziskus schaltete sich ein und telefonierte mit Macron.

 (DR)

In Frankreich haben nach dem Großbrand in der Pariser Kathedrale von Notre-Dame die Bemühungen für einen Wiederaufbau des weltberühmten Gotteshauses begonnen. Am Dienstagnachmittag führten Präsident Emmanuel Macron und Papst Franziskus ein Telefongespräch. Dabei habe der Papst seine Solidarität mit dem französischen Volk ausgedrückt, hieß es anschließend. Der französische Präsident wandte sich in einer TV-Ansprache an seine Landsleute. Zudem rief er über Frankreich hinaus zu Spenden auf.

Papst: "Herz der Stadt" wiederaufbauen

Franziskus hatte zuvor bereits schriftlich seine Betroffenheit über den Brand bekundet. Er teile die Trauer der Katholiken des Erzbistums Paris, der Einwohner der Hauptstadt und aller Franzosen, schrieb der Papst in einer persönlichen Botschaft an Erzbischof Michel Aupetit.

Das Feuer habe ein "nationales Symbol" getroffen, das den Bürgern von Paris und Frankreich unabhängig von ihren Überzeugungen am Herzen liege, so das Kirchenoberhaupt. Der Papst äußerte den Wunsch, dass mit dem Einsatz aller das Bauwerk als "Herz der Stadt" und "architektonisches und spirituelles Erbe von Paris, Frankreich und der Menschheit" wiedererstehen könne. Erzbischof Aupetit rief zum Gebet und zur Zuversicht auf.

Das Feuer in der Kathedrale ist inzwischen vollständig gelöscht. Die Behörden gehen von einem Unfall als Ursache aus. Wie die Feuerwehr der französischen Hauptstadt am Dienstagmorgen mitteilte, folgt nun eine Begutachtung der Schäden. Die Einsatzkräfte hätten die ganze Nacht über gekämpft, um ein Wiederaufflammen des Brandes zu verhindern. Zudem sei die Stabilität der Gebäudestruktur überwacht worden.

Das "heftige Feuer" habe sich am Montagabend rasch auf 1.000 Quadratmetern über das gesamte Dach ausgebreitet. Den Angaben der Feuerwehr zufolge trugen drei Menschen leichte Verletzungen davon, darunter ein Polizist und ein Feuerwehrmann. Die Grundsubstanz der Kirche sowie die Fassade mit den beiden Haupttürmen wurde offenbar gerettet. Ebenso unversehrt blieben anscheinend wichtige Gemälde, Kunstgegenstände und Reliquien, darunter auch die von Gläubigen in aller Welt verehrte Dornenkrone Jesu.

Weltweite Betroffenheit

Die Feuerkatastrophe in Paris löste weltweit Betroffenheit und Hilfsbereitschaft aus. Der Großimam von Al-Azhar in Kairo, der als eine der wichtigsten Lehrautoritäten im sunnitischen Islam gilt, schrieb auf Twitter: "Ich bin sehr traurig über den Brand der Notre-Dame-Kathedrale, die ein historisches Meisterstück ist." Im Herzen sei man bei den "Brüdern in Frankreich", die "unsere volle Unterstützung haben". Ähnlich äußerte sich Ronald S. Lauder, Präsident des Jüdischen Weltkongresses (WJC). Man sei in Solidarität vereint mit den Franzosen und der katholischen Kirche.

Europas Dombauhütten kündigten unterdessen an, bei der Bewältigung der Brandfolgen mitzuhelfen zu wollen. Für die Rekonstruktion der schwer in Mitleidenschaft gezogenen Kirche seien "Geld und Können" erforderlich, sagte der Dombaumeister am Wiener Stephansdom und Vorsitzende der Europäische Vereinigung der Dombaumeister, Wolfgang Zehetner, am Dienstag der Wiener Presseagentur Kathpress. Nach Rücksprache mit Kollegen in Deutschland könne er sich gut vorstellen, der Dombauhütte in Paris Fachleute zur Verfügung zu stellen. Es werde aber Jahre dauern, bis die Schäden behoben seien.

Bundespräsident ruft zu Unterstützung auf

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier bat die Menschen in Deutschland, den Wiederaufbau von Notre-Dame zu unterstützen. Er nehme gerne die entsprechende Bitte des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron auf, sagte Steinmeier. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zeigte sich solidarisch. In einem Brief an den Erzbischof von Paris schrieb Marx: "In der Sprachlosigkeit über diesen Schicksalsschlag für Ihr Land versichere ich Ihnen das Gebet der Gläubigen in Deutschland."


Quelle:
KNA
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