Vor 250 Jahren fiel das letzte Todesurteil in einem Hexenprozess

Terror gegen vermeintliche Hexen und Zauberer

Anders als viele glauben, gab es im Mittelalter kaum Hexenverfolgungen. Zum Massenphänomen wurden sie erst in der Frühen Neuzeit ab etwa 1500. Dabei standen sich Protestanten und Katholiken in nichts nach.

Die Silhouette einer Hexe vor einem Feuer in der Walpurgisnacht. Es gibt Hexen, die mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten anderen Schaden zufügen können - daran glaubt eine überraschend große Zahl der Menschen weltweit. / © Matthias Bein (dpa)
Die Silhouette einer Hexe vor einem Feuer in der Walpurgisnacht. Es gibt Hexen, die mit ihren übernatürlichen Fähigkeiten anderen Schaden zufügen können - daran glaubt eine überraschend große Zahl der Menschen weltweit. / © Matthias Bein ( (Link ist extern)dpa )

 In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ebbte der Terror ab, einzelne Urteile gab es noch bis ins 18. Jahrhundert hinein. Grundlage der Anklage war ein angeblicher Pakt mit dem Teufel, von dem vermeintliche Hexen und Zauberer ihre Macht bekämen. Daher galten sie nicht als Häretiker (Ketzer), sondern - viel schlimmer - als Angehörige einer Teufelssekte, als von Gott Abgefallene.

An dieser vorgeblichen Sünde orientierte sich die Art der Bestrafung. Typisch für die Frühe Neuzeit waren spiegelnde Strafen, die sich aus der Tat herleiteten: Feuer oder Wasser sollten die Seelen von der Sünde reinigen. Daher wurden angebliche Hexen und Hexer oft verbrannt oder ertränkt.

Der Direktor des Museums Schloss Wilhelmsburg im thüringischen Schmalkalden, Kai Lehmann, leitet ein Forschungsprojekt zu Hexenverfolgungen. Im Rahmen dieses Projekts entsteht eine Datenbank über alle Fälle im Reich. Im Frühjahr soll eine Publikation darüber erscheinen. Die Zahl der Opfer in Deutschland schätzt Lehmann insgesamt auf 60.000 bis 80.000. Doch auch wer überlebte, war ein Opfer. Denn in aller Regel musste er oder sie die Prozesskosten tragen. Damit war die wirtschaftliche Existenz und auch die der Angehörigen zumeist zerstört.

Kupferstich: Inquisition und Folter einer Hexe / © N.N. (KNA)

Nach einer Missernte oder dem Ausbruch einer Seuche dauerte es oft nicht lange, bis die Scheiterhaufen loderten. Dabei ging die Initiative meist nicht von Behörden, sondern von der Bevölkerung aus, die nach jemandem suchte, dem sie die Schuld geben konnte. Oft waren die Opfer Menschen, die sich als Sündenböcke eigneten - Arme, Schwache, Frauen, Angehörige sozialer Randgruppen. Nahezu immer wurden die Opfer von anderen Menschen aus der Dorfgemeinschaft angeschwärzt. Es kam regelmäßig vor, dass Nachbarn mit einer Denunziation offene Rechnungen beglichen.

Wichtig für den Prozess war das Geständnis, das zumeist durch Folter erpresst wurde. Unter der Folter gestanden die Beschuldigten oft nicht nur alles, was ihnen vorgeworfen wurde, sondern nannten auch die Namen weiterer vermeintlicher Hexen oder Zauberer. So kam es zu ganzen Prozessketten mit vielen Opfern.

Arme Witwen hatten ein besonders hohes Risiko, in die Mühlen der Justiz zu geraten. Wenn die Verfolgungswelle aber auf die Initiative von Landesherren zurückging, waren bevorzugt reiche Menschen unter den Opfern - weil die Behörden stets das Vermögen der Verurteilten einzogen.