Hilfsorganisationen sehen Libanon am Abgrund

"Höchst beunruhigend"

Die beiden katholischen Hilfswerke Caritas international und missio Aachen sehen den Libanon angesichts der Luftschläge aus Israel am Abgrund. Sie beklagen die humanitäre Lage und fordern ein Ende der Bombardements.

Das Freiwilligenteam der Caritas Libanon verteilt Lebensmittel an Menschen, die in der Gegend des Märtyrerplatzes leben und aufgrund der Bombenangriffe in der Stadt obdachlos geworden sind, am 4. Oktober 2024 in Beirut (Libanon). / © Francesca Volpi (KNA)
Das Freiwilligenteam der Caritas Libanon verteilt Lebensmittel an Menschen, die in der Gegend des Märtyrerplatzes leben und aufgrund der Bombenangriffe in der Stadt obdachlos geworden sind, am 4. Oktober 2024 in Beirut (Libanon). / © Francesca Volpi ( KNA )

Caritas international warf dem israelischen Militär am Mittwoch vor, bei Luftangriffen im Südlibanon auch Gebäude von Hilfsorganisationen zerstört zu haben. "Wir sind höchst beunruhigt, dass nunmehr wiederholt unsere Partner im Libanon Opfer militärischer Angriffe geworden sind", sagte der Leiter von Caritas international, Oliver Müller, in Freiburg. Zuletzt sei ein Gemeindezentrum für Kinder und Jugendliche zerstört worden.

Müller forderte ein Ende der Bombardements. "Dieses Vorgehen fordert viele unschuldige und unbeteiligte Opfer. Das muss ebenso enden wie die anhaltende Bedrohung humanitärer Helferinnen und Helfer, Opfer militärischer Attacken zu werden."

Wasserversorgungssysteme zerstört

Ähnlich äußerte sich missio Aachen. Schon vor dem Krieg hätten vier von fünf Menschen im Libanon in Armut gelebt. Nun sei die Lage weitaus dramatischer. Insbesondere die Zerstörung wichtiger Teile der Wasserversorgungssysteme stelle die Arbeit von Partnerorganisationen vor große Probleme.

Starker Rauch von israelischen Luftangriffen steigt in einem libanesischen Dorf auf / © Marwan Naamani (dpa)
Starker Rauch von israelischen Luftangriffen steigt in einem libanesischen Dorf auf / © Marwan Naamani ( dpa )

"Da geht es jetzt einfach nur noch ums blanke Überleben", sagte die stellvertretende Leiterin der missio-Auslandsabteilung, Romina Elbracht. "Die Kirche ist in vielen Ländern, in denen staatliche Strukturen überfordert sind oder nicht mehr funktionieren, ein unverzichtbarer Akteur, der die Menschen versorgen kann", sagte die Nahost-Referentin des Hilfswerkes. Dies treffe zusehends auch auf den Libanon zu.

Nach Angaben der libanesischen Regierung starben bei den Angriffen inzwischen 2.450 Menschen, wie Caritas international erklärte. Rund 11.500 seien verletzt worden, 1,2 Millionen auf der Flucht.

Der Libanon

Der Libanon ist geprägt durch das Nebeneinander zahlreicher Religionen. Mit etwa 30 Prozent hat die parlamentarische Demokratie den größten Anteil Christen in der Arabischen Welt. Die Muslime - Sunniten und Schiiten - machen inzwischen wohl mehr als 60 Prozent aus. Offiziell anerkannt sind 18 Religionsgemeinschaften, darunter die Minderheiten der Drusen und Alaviten.

Symbolbild: Flagge des Libanon / © Yulia Grigoryeva (shutterstock)
Symbolbild: Flagge des Libanon / © Yulia Grigoryeva ( shutterstock )
Quelle:
KNA