Die Spendenmüdigkeit in Deutschland ist nach Ansicht des katholischen Osteuropa-Hilfswerks Renovabis gewachsen. "Die Menschen wollen die Bilder vom Krieg nicht mehr sehen und unterstützen unsere Initiativen nicht mehr so offenherzig", sagte Renovabis-Geschäftsführer Thomas Schwartz den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse (Sonntag) in Bezug auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine. In den ersten beiden Kriegsjahren hätten die Menschen mehr gespendet. Zwischen dem, was gebraucht werde und dem, was das Hilfswerk leisten könne, klaffe "eine riesige Lücke".
"Russland würde gerechten Frieden nie akzeptieren"
Forderungen danach, mit Putin zu verhandeln, statt weiter zu kämpfen, kann Schwartz nachvollziehen. Er warnt aber: "Putin und Russland würden einen gerechten Frieden nie akzeptieren. Sie wollen die nationale Identität und Kultur der Ukraine zerstören."
Als Lösung kann er sich nach eigener Aussage einen Nato-Beitritt der Ukraine vorstellen. Das Nato-Bündnis habe Europa über Jahrzehnte vor Krieg geschützt. Den Bündnisschutz könnte man zunächst auf die von der Ukraine kontrollierten Gebiete beschränken, schlägt Schwartz vor.
Nato ist deutlich stärker als Russland
Das Risiko eines Bündnisfalls sei zwar auch dann groß, aber eher für Russland, als für den Westen. "Denn die Nato ist deutlich stärker als Russland." Schwartz sieht keine Gefahr für einen Atomkrieg, weil Russland dafür China als Verbündeten bräuchte. Das Land sei aber gegen eine Eskalation.
Standfestigkeit gibt Hoffnung
Schwartz geben demnach die Standfestigkeit und der Mut der Menschen in der Ukraine Hoffnung. Obwohl sie müde und erschöpft seien, hielten sie den russischen Angriffen stand: "Denn die Alternative sind Sklaverei und Unterdrückung."
Renovabis unterstützt nach eigenen Angaben Partnerorganisationen in der Ukraine dabei, Resilienzzentren aufzubauen, in denen Menschen Traumata bewältigen und ihre Trauer verarbeiten können. Das Hilfswerk vergibt außerdem Stipendien an junge Männer, die das Land wegen der Einberufung zum Militär nicht verlassen dürfen. Damit können sie an der katholischen Universität in Lwiw studieren.