Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) sei zutiefst beunruhigt über die Möglichkeit einer kollektiven Bestrafung, erklärten der Vorsitzende des ÖRK-Zentralausschusses, Heinrich Bedford-Strohm, und der ÖRK-Generalsekretär Jerry Pillay am Samstagabend in Genf.
Die Grundsätze der Religions- und Glaubensfreiheit könnten durch ein neues Gesetz gefährdet sein. "Wir appellieren erneut an die ukrainische Regierung, bei Maßnahmen Vorsicht walten zu lassen, die das Grundrecht auf Religions- und Glaubensfreiheit verletzen und den sozialen Zusammenhalt in dieser Zeit des nationalen Notstands untergraben könnten", erklärten Bedford-Strohm und Pillay.
Forderung nach fairem und ordnungsgemäßem Verfahren
"Wir nehmen das sechsstufige Verfahren zur Kenntnis, das das neue Gesetz vorschreibt, bevor eine religiöse Organisation verboten werden kann", erklärten sie. Sie sprachen sich dafür aus, dass bei Untersuchungen ein fairer und unvoreingenommener Ansatz verfolgt werde und ein ordnungsgemäßes Verfahren garantiert sei.
Zugleich betonten Bedford-Strohm und Pillay, dass der ÖRK den Krieg Russlands gegen die Ukraine stets verurteilt habe. "Wir bleiben bei dieser Position", hieß es.
"Die ukrainischen Behörden haben das Recht, die Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine zu schützen und Personen zu verfolgen, die sich Verbrechen gegen die Interessen der Ukraine schuldig gemacht haben."
Nachdem das ukrainische Parlament ein Verbot der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (UOK) beschlossen hatte, unterzeichnete Präsident Wolodymyr Selenskyj das Gesetz.
Kirchenpolitische Spannungen seit russischem Angriff
Die UOK gehörte ursprünglich zum Moskauer Patriarchat. Der Moskauer Patriarch Kyrill, Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche, heißt regelmäßig den russischen Überfall auf die Ukraine gut und verteidigt die Aggression mit theologischen Argumenten.
In der Ukraine gibt es zwei orthodoxe Kirchen, die Ukrainische-Orthodoxe Kirche (UOK) und die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU). Zwischen beiden Kirchen haben sich die Spannungen nach dem russischen Angriff auf die Ukraine verschärft. Obwohl die UOK sich 2022 von Russland lossagte, wirft ihr die ukrainische Regierung weiterhin eine zu große Nähe zu Moskau vor.