Libanesische Projektpartner des katholischen Hilfswerks missio München haben die Eskalation der Kampfhandlungen in ihrem Land kritisiert. "Ich habe in meinem Leben viele Kriege und Konflikte erlebt. Aber der jetzige Krieg ist der schlimmste", zitierte das Hilfswerk am Mittwoch den Regionaldirektor der Päpstlichen Mission für den Nahen Osten in Beirut, Michel Constantin. "Um einen einzigen Mann auszuschalten, zerstört die israelische Armee ganze Stadtviertel." Bei der Tötung von Hisbollah-Führer Hassan Nasrallah seien sechs Gebäude mit 600 Menschen zerbombt worden.
Zivilisten werde nur wenig Zeit gegeben, um sich vor den gegen die Hisbollah-Miliz gerichteten Angriffen in Sicherheit zu bringen, so Constantin weiter. "Die Sprecher der israelischen Armee warnen die Bewohner eines Dorfes oder Stadtviertels vor, ihre Gebäude zu evakuieren. Schon eine halbe Stunde später beginnen die Angriffe." Oft kämen die Warnungen mitten in der Nacht, die Menschen könnten so kaum etwas mitnehmen. Die neue Phase extremer Gewalt bringe sehr viele Todesopfer und fast totale Zerstörung mit sich.
Kampfpause für Hilfen einlegen
"Die Verwerfungen, die dieser Krieg auslöst, werden die Menschen noch lange belasten", sagte missio-Präsident Wolfgang Huber. Er appellierte an alle Kriegsparteien und deren internationalen Verbündeten, zumindest eine Kampfpause zu erwägen, um weitere Hilfsmaßnahmen zu ermöglichen. Seine Organisation habe mehr als 100.000 für Nothilfe zur Verfügung gestellt.
In besonderer Not sind laut Huber im Libanon afrikanische Einwanderer. Vor dem Krieg hätten viele Frauen aus Ländern wie Äthiopien, Eritrea oder auch Nigeria als Haushaltshilfen dort gearbeitet, Männer hätten Jobs auf Baustellen und an Tankstellen gefunden.
"Jetzt, da viele libanesische Familien aus ihren Heimatorten fliehen müssen, werden die ausländischen Arbeitskräfte zurückgelassen", sagte Micheline Sarkis von Caritas Libanon. Die Zentren der Caritas seien mit rund 1.500 Frauen und Männern aus Afrika völlig überfüllt. Selbst wenn sie Geld hätten, könnten sie nicht in ihre Heimat zurück, da es keine Flüge dorthin mehr gebe.