Die Parlamentswahlen in Indien sind gestartet. Das internationale katholische Hilfswerk missio München befürchtet in dem Zusammenhang eine weitere Spaltung des Landes.
"Durch den scharfen hindu-nationalistischen Kurs in Indien ist ein Klima der Angst und des Misstrauens zwischen den verschiedenen Religionen entstanden", sagte missio-Präsident Wolfgang Huber am Donnerstag. "Leider steht zu befürchten, dass sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren noch verschlimmert."
Seit Amtsantritt von Premierminister Narendra Modi im Jahr 2014 habe die Gewalt gegen Minderheiten wie Christen und Muslime stark zugenommen, berichtete das Hilfswerk unter Berufung auf Projektpartner in Indien.
"Die Verfassung wird zunehmend mit Füßen getreten", sagte der Menschenrechtsaktivist und katholische Priester Ajaya Singh in einem Interview mit dem "missio magazin". Staatliche wie nichtstaatliche Akteure versuchten, die Glaubens- und Religionsfreiheit gewaltsam zu kontrollieren.
Wahl kann mehrere Wochen dauern
Die Parlamentswahl in Indien wird mehrere Wochen dauern. Die Ergebnisse sollen erst Anfang Juni vorliegen. Mit rund 1,4 Milliarden Einwohnern ist Indien das bevölkerungsreichste Land der Welt. Rund 970 Millionen Menschen sind wahlberechtigt. Meinungsforscher gehen derzeit von einem klaren Wahlsieg der hindunationalistischen Regierungspartei BJP um Premierminister Modi aus.
Missio Aachen fordert die Bundesregierung auf, im Dialog mit Indien auch verstärkt Kirchenvertreter einzubinden. "Der indische Staat muss die Unversehrtheit von Leib und Leben der Menschen sowie den Schutz der Siedlungen und religiösen Stätten von Muslimen, Christen und den Angehörigen anderer nicht-hinduistischer Religionen garantieren", erklärte der Präsident von missio Aachen, Dirk Bingener.
Ein glaubwürdiger Menschenrechtsschutz könne das Ansehen Indiens weltweit stärken. Darauf müsse die Bundesregierung bei politischen Gesprächen mit Modi auch öffentlich hinweisen.