Hindenburgs Grab in Marburg soll neu gestaltet werden

Kritische Reflexion ermöglichen

In Marburg laufen Überlegungen zu einem anderen Umgang mit dem Grab von Paul von Hindenburg. Der vor 175 Jahren geborene Generalfeldmarschall liegt mit seiner Frau in der Marburger evangelischen Elisabethkirche begraben.

Blick auf Marburg an der Lahn mit der historischen Altstadt - unterhalb des Schlosses steht die Elisabethkirche (shutterstock)
Blick auf Marburg an der Lahn mit der historischen Altstadt - unterhalb des Schlosses steht die Elisabethkirche / ( shutterstock )

Der Marburger Historiker Eckart Conze kündigte in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) an, dass er zusammen mit der Kirchengemeinde und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck im kommenden Jahr in einem Projekt mit Studierenden überlegen werde, wie ein solcher Umgang aussehen könne. 

Derzeit wird die älteste gotische Hallenkirche Deutschlands saniert. "Ich hoffe, dass wir 2024 mit dem Abschluss der Sanierungsarbeiten konkrete Vorschläge vorlegen können."

Unter neuen Perspektiven betrachten  

Naheliegend seien beispielsweise Informationstafeln, Flyer und Online-Angebote, die eine kritische Reflexion zu Hindenburg ermöglichen, so der Historiker. "Darüber hinaus könnten Architektur und Kunst ins Spiel kommen." Hierzu gebe es gerade in jüngster Zeit interessante Ansätze. "In Wesel etwa präsentiert man ein Denkmal von Kaiser Wilhelm I. liegend anstatt stehend. Das lädt buchstäblich dazu ein, den Herrscher unter neuen Perspektiven zu betrachten."

Paul von Hindenburg und Adolf Hitler (shutterstock)

Vor 175 Jahren wurde Paul von Hindenburg geboren. Lange verehrten viele Deutsche den Generalfeldmarschall und späteren Reichspräsident geradezu kultisch. Seit einigen Jahren dominiert der kritische Blick auf den Mann, der 1918 und 1933 entscheidende Weichenstellungen in der deutschen Geschichte vornahm. 

"Autoritäre Umformung der Demokratie"

Paul von Hindenburg (1847-1934) stieg während des Ersten Weltkriegs zu einem der populärsten militärischen und politischen Führungsfiguren auf. Zahlreiche Straßen, Plätze und öffentliche Einrichtungen wie Schulen wurden nach ihm benannt. Auch die 1927 eröffnete Eisenbahnstrecke, die die schleswig-holsteinische Nordseeinsel Sylt mit dem Festland verbindet, ist als Hindenburgdamm bekannt.

Inzwischen wird Hindenburgs Wirken äußerst kritisch gesehen. "Er war als Generalfeldmarschall im Ersten Weltkrieg für den Tod von Millionen Menschen mitverantwortlich, als Chef der Obersten Heeresleitung trug er entscheidend zur Verlängerung des Krieges bei", so Conze. Als Reichspräsident in der Weimarer Republik habe Hindenburg zudem eine "autoritäre Umformung der Demokratie" betrieben. "1933 ernannte er Adolf Hitler zum Reichskanzler und trug bis zu seinem Tod zur Stabilisierung der nationalsozialistischen Herrschaft bei."

Paul von Hindenburg

Hindenburg, der am 2. Oktober 1847 in Posen zur Welt kam, war zwischen 1918 und 1933 an "zentralen politischen Weichenstellungen" beteiligt, wie der Historiker Wolfram Pyta schreibt: vom Ende des Deutschen Kaiserreichs bis zur Installation des NS-Regimes 1933. Zu den Merkwürdigkeiten seiner Biografie gehört, dass er erst im Pensionärsalter populär wurde. Wenige Wochen nach Beginn des Ersten Weltkriegs wurde der damals 66-jährige General reaktiviert und mit dem Oberkommando der im Osten gegen russische Truppen kämpfenden 8. Armee betraut.

Paul von Hindenburg (shutterstock)
Quelle:
KNA