Oelde und Vreden entscheiden über Straßenumbenennungen

Nach früheren Münsteraner Bischöfen benannt

Die Städte Oelde und Vreden entscheiden voraussichtlich Ende Oktober über die Umbenennung von Straßen, die früheren Münsteraner Bischöfen gewidmet sind. Den Kirchenmännern wird Vertuschung von Missbrauchstaten vorgeworfen.

Weihbischof Heinrich Tenhumberg, Leiter des katholischen Büros in Bonn und Bundeskanzler Ludwig Erhard im Jahr 1966 / © N.N. (KNA)
Weihbischof Heinrich Tenhumberg, Leiter des katholischen Büros in Bonn und Bundeskanzler Ludwig Erhard im Jahr 1966 / © N.N. ( KNA )

Am 24. Oktober will sich der Stadtrat von Oelde mit dem Thema befassen, wie die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) am Donnerstag auf Anfrage erfuhr. Hier geht es um gleich drei Straßen: die Michael-Keller-Straße, die Joseph-Höffner-Straße und die Heinrich-Tenhumberg-Straße.

Kardinal Joseph Höffner (l.), Erzbischof von Köln, während seines Antrittsbesuches bei Bundespräsident Heinrich Lübke (r.) am 23. Mai 1969 in Bonn (KNA)
Kardinal Joseph Höffner (l.), Erzbischof von Köln, während seines Antrittsbesuches bei Bundespräsident Heinrich Lübke (r.) am 23. Mai 1969 in Bonn / ( KNA )

Der Stadtrat von Vreden bespricht eine mögliche Umbenennung der Bischof-Tenhumberg-Straße im Dorf Lünten am 27. Oktober, wie die Stadt mitteilte. Bereits am 20. Oktober wird es in Lünten eine Informationsveranstaltung für Bürgerinnen und Bürger geben, zu der auch der Interventionsbeauftragte des Bistums Münster, Peter Frings, kommen wird.

Aufarbeitungsstudie im Auftrag des Bistums

Mitte Juni hatten Forschende der Universität Münster eine Aufarbeitungsstudie im Auftrag des Bistums veröffentlicht. Darin werfen sie den früheren Bischöfen Michael Keller (Amtszeit 1947-1961), Joseph Höffner (1962-1969), Heinrich Tenhumberg (1969-1979) und Reinhard Lettmann (1980-2008) vor, Fehler im Umgang mit Missbrauchsfällen gemacht zu haben. So hätten die Bischöfe verurteilte Geistliche immer wieder in der Seelsorge eingesetzt und damit weitere Taten ermöglicht. Sie seien daher für eine "klerikale Vertuschungsgeschichte" verantwortlich.

Bischof Heinrich Maria Janssen (m.) (KNA)
Bischof Heinrich Maria Janssen (m.) / ( KNA )

Die Bischof-Heinrich-Tenhumberg-Stiftung in Münster, die Schwangere und Familien unterstützt, hat sich bereits zu einer Umbenennung entschieden. Derzeit wird ein neuer Name gesucht. Auch andere Städte und Gemeinden haben Straßenumwidmungen beschlossen, etwa Kevelaer, Hildesheim und Duderstadt. In diesen drei Städten waren Straßen nach dem ehemaligen Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen (Amtszeit 1957-1982) benannt. Er ist der einzige deutsche Bischof, dem selbst sexueller Missbrauch von Minderjährigen angelastet wird. Die Vorwürfe konnten bislang jedoch nicht sicher bestätigt werden.

Studie: Flächendeckender Missbrauch im Bistum Münster

Die Zahl der beschuldigten Priester und Missbrauchsopfer im Bistum Münster ist nach einer Studie der Universität Münster deutlich höher als bekannt. Laut der über zwei Jahre dauernden Forschungsarbeit eines fünfköpfigen Teams gab es von 1945 bis 2020 fast 200 Kleriker und bekannte 610 minderjährige Opfer von sexuellem Missbrauch. Damit sind 4,17 Prozent der Priester betroffen. Die Dunkelziffer ist erheblich höher. Die Forscher gehen von 5000 bis 6000 Opfern aus.

 Studie zu Macht und sexuellem Missbrauch in Münster
 / © Lars Berg (KNA)
Studie zu Macht und sexuellem Missbrauch in Münster / © Lars Berg ( KNA )
Quelle:
KNA