Rheinische Kirche: Große Mehrkosten durch neue Software

"Höchst unangenehm"

Auf die Evangelische Kirche im Rheinland kommen im Zuge der Einführung einer neuen Verwaltungssoftware Mehrkosten in Höhe von 3,4 Millionen Euro zu. Das sagte Vizepräsident Johann Weusmann am Samstag vor der in Bonn tagenden Synode der EkiR.

Kirche und Finanzen / © Harald Oppitz (KNA)

Unter anderem habe man bei der Bestellung der Finanzsoftware Wilken P/5 die Mehrwertsteuer übersehen. Zudem seien nicht vorhergesehene, externe Beratungskosten in Höhe von mehr als einer Million Euro angefallen. Für die Einführung der Software hatte die Landessynode 2018 einen Betrag von 7,86 Millionen Euro bewilligt.

Fehleranfälliges Programm sorgt für Probleme

Das Programm erwies sich jedoch bereits bei der ersten Einführung im Kirchenkreis Kleve als extrem fehleranfällig. "Der Kirchenkreis Kleve wurde, ohne davon Kenntnis zu haben, als Testkandidat in der finalen Phase der Softwareentwicklung benutzt", sagte Weusmann. Für die dabei aufgetretenen Probleme wurden der Landeskirche insgesamt 240 Beratertage angeschrieben. Das entspricht einem Betrag von 300.000 Euro.

Auch bei weiteren Tests bei einem Friedhofsverband, im Kirchenkreis Trier und im Landeskirchenamt hätten sich Probleme ergeben. "Die Einführung im Landeskirchenamt läuft vergleichsweise geräuschlos", sagte Weusmann. "Aber auch bei uns gibt es positiv getestete Module, die zwischenzeitlich nicht funktionieren." Die Software soll zum Jahresanfang 2020 flächendeckend in den Kirchenkreisen der Evangelischen Kirche im Rheinland eingeführt werden.

Wiederholte Fehler für Kirchenleitung "höchst unangenehm"

Der rheinische Präses Manfred Rekowski erklärte, der Vorgang sei auch für die Kirchenleitung "höchst unangenehm". Man habe den Anspruch gehabt, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Die rheinische Kirche war in den vergangenen Jahren durch mehrere Finanzskandale unangenehm aufgefallen, etwa beim so genannten Beihilfe- und Bezügezentrum, das Gelder in größerem Umfang in Steuerparadiesen versenkt hatte. "Wir werden uns mit den Ursachen befassen müssen und wir werden uns fragen müssen, wie können wir verhindern, dass sich Dinge so entwickeln", sagte Rekowski. "Wir tragen da die Verantwortung."

Auf ihrer Synodaltagung in Bonn-Bad Godesberg berieten die Kirchenparlamentarier zudem über den Haushalt und den Finanzausgleich der 2,5 Millionen Gemeindeglieder zählenden Landeskirche. Er hat ein Volumen von 630 Millionen Euro. Der größte Kostenfaktor sind nach Angaben von Landeskirchenrat Henning Boecker Personalausgaben, die rund 67 Prozent des Haushaltsvolumens ausmachen.


Manfred Rekowski / © Harald Oppitz (KNA)