DJK-Pfarrer zur Handball-WM in Deutschland

Hoffen auf ein Wintermärchen?

In Berlin beginnt die Handball-WM. Die Medien hoffen auf ein neues Wintermärchen. DJK-Pfarrer und Handball-Fan Wolfgang Zopora warnt aber vor zu großem Druck. Man dürfe die Mannschaft nicht vorschnell zum Weltmeister machen.

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft beim öffentlichen Training kurz vor der WM / © Soeren Stache (dpa)
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft beim öffentlichen Training kurz vor der WM / © Soeren Stache ( dpa )

DOMRADIO.DE: Wie bereiten Sie sich auf die Handball-WM vor - haben Sie Rituale?

Wolfgang Zopora (Pfarrer im Bistum Würzburg, Pfarreiengemeinschaft TauberGau und DJK-Pfarrer): Nein, Rituale habe ich nicht. Ich habe heute Abend keinen Termin und keinen Gottesdienst, sondern ich schaue mir das Spiel an. Ich werde beim Handball auch erst im Laufe der Zeit mitgerissen.

In meiner Zeit als Pfarrer in Rimpar habe ich den Spaß und die Freude am Handball erfahren, weil dort eine große Handball-Hochburg ist. Die Rimparer Wölfe sind jetzt, glaube ich, in der Zweiten Liga. Das hat mir wirklich Freude gemacht, immer wieder dorthin zu gehen.

Und was die Härte der Jungs angeht, hab ich den Eindruck: Die wissen, dass es hart zur Sache geht. Aber es gibt nicht so böse und teilweise hinterhältige Fouls wie im Fußball. Das ist meine persönliche Wahrnehmung. Und der Mannschaftssport in so einer Halle wie in Rimpar reißt das Volk schon mit. Ich war 2007 bei der WM in Köln leider nicht dabei. Aber Freunde, die da waren, haben erzählt, es sei wunderbar gewesen, mit 10.000 anderen Fans in der Halle mitzufiebern.

Und der Zusammenhalt in der Mannschaft ist - glaube ich - anders als im Fußball. Die sind mehr aufeinander angewiesen. Und man hält auch zusammen. Das mag ich am Handball. Und für mich damals in Rimpar, wo ich auch der Präses oder geistlicher Beirat der DJK war, war es erstaunlich, wie die Mannschaft auch immer zu mir gestanden hat - zum Beispiel als ich ins Krankenhaus musste. Die haben gesagt: Unser Pfarrer gehört mit zur DJK. Und deshalb stehen wir auch hinter ihm.

DOMRADIO.DE: Nach der verpatzten Europameisterschaft in Kroatien, als Deutschland nur Neunter wurde und große Unruhe im Team geherrscht hat, geht Bundestrainer Christian Prokop angeschlagen in diese WM. Hat er die Mannschaft auf Kurs gebracht? Was glauben Sie?

Zopora: Ich bin da vorsichtig. Ich wünschte mir, dass wir die Mannschaft nicht jetzt schon zum Weltmeister machen, dass sie dann - so wie die Fußball-Nationalmannschaft - in der Vorrunde rausfliegen.

DOMRADIO.DE: Aber der Heimvorteil könnte vielleicht schon etwas ausmachen, oder?

Zopora: Ich weiß nicht, ob das immer so der Fall Ist. Das war damals ganz besonders so, aber ob der Heimvorteil dieses Jahr auch etwas bringt, ist die Frage. Ich hoffe und ich wünschte das. Weil ich Handball irgendwie auch schön finde: Da fallen viel mehr Tore. Die Leute werden mitgerissen. Und den jungen Leuten, die sich dafür vorbereiten, denen wünsche ich einfach, dass es so läuft, wie sie sich das vorgestellt haben.

DOMRADIO.DE: Sie sind Handball-Fan und Pfarrer. Was würden Sie sagen, darf man für einen Sieg beten?

Zopora: Natürlich. Ich selber tue es nicht. So weit geht meine blasphemische Grundhaltung nicht. Ich sage den Jungs, sie dürfen beten, damit es fair zugeht, damit sie keine Verletzungen mit nach Hause bringen und damit sie auf dem Boden der Realität zurückkehren - egal, ob sie Weltmeister sind oder vielleicht rausfliegen. 

Das Interview führte Dagmar Peters.

 

Quelle:
DR