Hoffmann äußert sich in Debatte um Stetter-Karps Äußerungen

"Bewusst falsch interpretiert"

Ulrich Hoffmann, Präsident des Familienbundes der Katholiken, hat sich in der Debatte um die Äußerungen von Irme Stetter-Karp zum Thema Abtreibung gegen einige Kritiker gewendet. Argumente seien nur einseitig wahrgenommen worden.

Ulrich Hoffmann / © Werner Schüring (KNA)
Ulrich Hoffmann / © Werner Schüring ( KNA )

In der Debatte um Äußerungen der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, zum Thema Abtreibung wendet sich der Präsident des Familienbundes der Katholiken, Ulrich Hoffmann, gegen einige Kritiker. "Die Debatte über den Text hat mich stellenweise erschreckt, denn viele Kritiker haben die Argumente von Frau Stetter-Karp nach meinem Eindruck nur sehr einseitig wahrgenommen oder sogar bewusst falsch interpretiert", sagte Hoffmann dem Portal katholisch.de (Mittwoch).

"Polarisierung und Radikalisierung"

Grundsätzlich habe die Diskussion "wie unter einem Brennglas genau die Polarisierung und Radikalisierung gezeigt, die wir bei diesem sensiblen Thema nicht gebrauchen können", so ZdK-Mitglied Hoffmann weiter. Er wisse aber auch nicht, ob Stetter-Karps Beitrag in der "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" angesichts der "aktuellen 'Gefechtslage' in der Kirche" klug gewesen sei.

Beitrag von Stetter-Karp

Die Präsidentin des höchsten repräsentativen Gremiums des deutschen Laien-Katholizismus hatte sich darin entschieden gegen Forderungen aus der Politik nach einer weiteren Liberalisierung der Abtreibung gewandt: "Paragraf 218a darf unter keinen Umständen in seiner Substanz angetastet werden." Zugleich hatte sie aber auch erklärt, für eine freie und ergebnisoffene Entscheidung schwangerer Frauen sei "sicherzustellen, dass der medizinische Eingriff eines Schwangerschaftsabbruchs flächendeckend ermöglicht wird". Insbesondere im ländlichen Raum sei das derzeit aber nicht der Fall.

Dieses zweite Zitat wird von vielen heftig kritisiert, unter anderem als "Abkehr von der katholischen Lehre", die Abtreibung grundsätzlich ablehnt. Stetter-Karp habe hier "vielleicht etwas unglücklich formuliert", fügte Hoffmann an. Ihre inhaltlichen Argumente könne er aber gut nachvollziehen: "Liest man den gesamten Text, so ist deutlich erkennbar, dass Frau Stetter-Karp den gefundenen Kompromiss zum Schwangerschaftsabbruch bewahren möchte: im Sinne des gesellschaftlichen Friedens und zum Schutz des ungeborenen Lebens."

Zu diesem einst sehr mühsam gefundenen Kompromiss gehöre aber auch die "grundsätzliche Möglichkeit", dass Frauen nach einer Beratung einen Schwangerschaftsabbruch durchführen lassen können, fügte er hinzu: "Um mehr ging es Frau Stetter-Karp meiner Meinung nach nicht."

Gefahr bestehe, dass Eingriff normal werde

Zur Streichung von Paragraf 219a, dem Werbeverbot von Abtreibungen, sagte der Familienbund-Chef, er sehe die Gefahr, Abbrüche könnten in den Augen der Bevölkerung zu einem normalen medizinischen Eingriff werden, was sie aber nicht seien. Informationsmöglichkeiten seien auch mit Paragraf 219a ausreichend vorhanden gewesen.

Der in den 1990er Jahren "gut befriedete Konflikt um die Abtreibungsfrage" könne jetzt neu aufbrechen, zumal Stimmen lauter würden, die auch Paragraf 218 abschaffen wollten. Danach ist ein Schwangerschaftsabbruch grundsätzlich rechtswidrig; er bleibt jedoch straflos, wenn er in den ersten zwölf Wochen vorgenommen wird. Zudem muss die Frau sich zuvor beraten lassen - mindestens drei Tage vor dem Abbruch.

Familienbund der Katholiken

Der Familienbund der Katholiken ist ein Familienverband der römisch-katholischen Christen in der Bundesrepublik Deutschland. Der Familienverband der römisch-katholischen Christen in Deutschland (FDK) wurde im Jahre 1953 in Würzburg gegründet. Dem Familienbund der Katholiken gehören als Mitglieder auf Bundesverbandsebene seine Diözesen- und Landesverbände, zudem 15 katholische Mitgliedsverbände an.

Junge Familie mit Kind / © Nina Buday (shutterstock)
Quelle:
KNA