Hoher Regierungsbeamter lässt Amt ruhen

Vatileaks 2 zieht weitere Kreise

Der Skandal um die Entwendung vertraulicher Dokumente hat Konsequenzen für Mario Benotti. Der ranghohe Regierungsmitarbeiter soll von der Beschaffung vertraulicher Dokumente gewusst haben und lässt sein Amt nun ruhen.

Enthüllungsbücher im Handel / © Ciro Fusco (dpa)
Enthüllungsbücher im Handel / © Ciro Fusco ( dpa )

Mario Benotti (51), ranghoher Regierungsbeamter und Berater des Bürgermeisters von Florenz, hat am Wochenende seine Ämter vorübergehend niedergelegt. Der ehemalige Manager des italienischen Rundfunks RAI, der früher auch für "Radio Vatikan" arbeitete, taucht laut Medienberichten in italienischen Ermittlungsakten gegen Francesca Chaouqui auf. Die 33 Jahre alte italienische PR-Fachfrau ist eine der beiden Hauptverdächtigen der Affäre. Der Verdacht bestehe, dass Benotti habe von der Beschaffung vertraulicher Akten gewusst habe. Der Regierungsbeamte soll laut der Tageszeitung "Corriere della Sera" auch ins Visier der vatikanischen Ermittler geraten sein.

Gute Kontakte zum Vatikan

Benotti, der über gute Kontakte in den Vatikan verfügen soll, wies eine Verwicklung in den Skandal zurück. Er habe seine Ämter niedergelegt, um Schaden von der Regierung abzuwenden, sagte er der Tageszeitung "Corriere della Sera" (Samstag). Er sei jedoch sicher, dass die Sache bald geklärt werde. Gegen Benotti selbst wurden bislang weder von der italienischen noch von der vatikanischen Justiz Ermittlungen eingeleitet.

Benotti ist Büroleiter des Staatssekretärs für Europa-Angelegenheiten im Amt von Ministerpräsident von Matteo Renzi. Zudem ist er Berater für die Beziehungen zu den christlichen Kirchen und den interreligiösen Dialog des Bürgermeisters von Florenz.

Die italienische Staatsanwaltschaft ermittelt parallel zur vatikanischen Justiz gegen Chaouqui. Sie wirft der früheren Vatikan-Beraterin und ihrem Ehemann Corrado Lanino vor, illegal in Computer eingedrungen zu sein und die Betroffenen mit den kopierten Akten erpresst zu haben. Betroffen sein sollen auch vatikanische Computer. Der Computerfachmann Lanino stand bis vor einiger Zeit in vatikanischen Diensten.

Zweiter Verdächtiger verhört

Unterdessen haben die vatikanischen Ermittler den zweiten Verdächtigen, den vatikanischen Geistlichen Angel Lucio Vallejo Balda, am Freitag verhört. Befragt wurden auch weitere "informierte Personen", die jedoch nicht als Verdächtige gelten. Zu ihnen zählt Chaouquis Ehemann. Neben Akten und Dossiers, die den italienischen Enthüllungsjournalisten Gianluigi Nuzzi und Emiliano Fittipaldi zugespielt worden seien, ermittelt die vatikanische Staatsanwaltschaft laut italienischen Medienberichten auch wegen verschwundener Briefe, Fotos und Dokumente.


Vatileaks 2: Enthüllungsbücher im Handel / © Ciro Fusco (dpa)
Vatileaks 2: Enthüllungsbücher im Handel / © Ciro Fusco ( dpa )
Quelle:
KNA