"Ich bin dafür, dass wir uns auch als evangelische Kirche ein Gesamtbild erarbeiten und gemeinsam wirksame Vorkehrungen dafür treffen, Menschen im Raum der Kirche vor Missbrauch aller Art zu schützen", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstag).
Er sehe die evangelische Kirche aber in einer grundsätzlich anderen Situation als die katholische, so Huber weiter. "Für sexuellen Missbrauch gibt es bei uns nicht dieselben strukturellen Voraussetzungen wie in der katholischen Kirche." Der frühere Bischof verwies auf die hierarchische Struktur, Autoritätsverhältnisse, Pflichtzölibat und Sexualmoral. "Das Problem hat auch international im evangelischen Bereich nicht die gleiche Dramatik."
EKD will im November über kirchenübergreifende Aufarbeitung beraten
Jeder Einzelfall sei zu beklagen und müsse aufgearbeitet werden, betonte er. Darum hätten sich die evangelischen Landeskirchen, wo immer sie damit konfrontiert waren, nach seinem Wissen auch schnell und umfassend bemüht, sagte Huber. "Selbstkritik und das Leiden an der eigenen Kirche gehören zum Wesen des Protestantismus. Deshalb hat auch die Aufarbeitung aller Arten von Skandal im Protestantismus Tradition."
Die Deutsche Bischofskonferenz hatte Ende September eine von ihr in Auftrag gegebene Studie zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche vorgelegt. Die Wissenschaftler fanden Hinweise auf Tausende Missbrauchsopfer und beschuldigte Kleriker und bescheinigten der katholischen Kirche "klerikale Machtstrukturen", die bis heute sexuellen Missbrauch begünstigten.
Die EKD will auf ihrer Synode vom 11. bis 14. November in Würzburg über eine kirchenübergreifende Aufarbeitung von Missbrauchsfällen beraten. Die ehemalige Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD), Mitglied der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs, hatte kürzlich eine umfassende Studie über den Umgang der evangelischen Kirche mit Missbrauch gefordert. Ein EKD-Sprecher erklärte dazu, die Aufarbeitung erfolge regional auf Ebene der Landeskirchen.