Durch die UN-Resolution könne humanitäre Hilfe für mehr als vier Millionen Syrerinnen und Syrer im Nordwesten des Landes aufrechterhalten werden, erklärte Care am Freitagabend. Die Welthungerhilfe sprach von einer wichtigen Entscheidung, mit der eine humanitäre Katastrophe vorerst abgewendet worden sei. Ähnlich äußerte sich Save the Children International.
Not durch Corona-Pandemie schlimmer geworden
Zuvor hatte sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen auf die Beibehaltung der Öffnung des Grenzübergangs Bab al Hawa von der Türkei nach Nordwest-Syrien geeinigt. Damit kann der Übergang für sechs Monate, also bis zum 10. Januar 2022, und abhängig von einem Bericht des Generalsekretärs für weitere sechs Monate bis zum 10. Juli 2022 geöffnet bleiben. Der Beschluss wurde einstimmig angenommen. Die bisherige Resolution wäre in der Nacht von Samstag auf Sonntag ersatzlos ausgelaufen.
"Die Not der Menschen in Syrien ist durch Corona-Pandemie und wirtschaftlichen Kollaps im vergangenen Jahr noch einmal schlimmer geworden", sagte Außenminister Heiko Maas (SPD). "Allein in Nordwest-Syrien sind 80 Prozent der Bedürftigen Frauen und Kinder, mehr als 1,6 Millionen Binnenvertriebene leben ohne jeglichen Schutz in einfachsten Zeltbehausungen." Deutschland werde sich weiterhin in der humanitären Hilfe engagieren und auch im Einsatz für eine politische Lösung im Syrien-Konflikt nicht nachlassen.
Forderungen der Hilfsorgansiationen: Grenzübergänge erweitern
"Leider hat der Sicherheitsrat nicht auf das Plädoyer der humanitären Organisationen gehört, die Zahl der Grenzübergänge zu erweitern, damit die UNO auf den wachsenden Bedarf humanitärer Hilfe reagieren kann", erklärt Inger Ashing von Save the Children International.
Auch nach intensiven Verhandlungen seien die Grenzübergänge in Bab al-Salam und Al Yarubiyah nicht wieder geöffnet wurden, beklagte Care. Während humanitäre Hilfe weiterhin in den Nordwesten Syriens geliefert werden könne, gelte dies nicht für den Nordosten des Landes, wo der humanitäre Bedarf fast doppelt so schnell gestiegen sei wie in anderen Teilen Landes.
"Um künftig zu vermeiden, dass die Menschen in Nordwest-Syrien erneut in den Abgrund blicken müssen, sollten Nichtregierungsorganisationen finanziell gestärkt werden, die unabhängig von der Resolution arbeiten können", forderte der Syrien-Koordinator der Welthungerhilfe, Konstantin Witschel. "Denn es ist klar, dass wir im kommenden Jahr erneut in der gleichen Situation sein werden."