Hunderttausende Jugendliche heißen Papst offiziell willkommen

Farbenfrohes Hallo

Mit einer Straßenbahn ist Papst Franziskus im Blonia-Park in Krakau angekommen. Dort haben ihn fast eine dreiviertel Million Gläubige offiziell zum Weltjugendtag begrüßt. 

Papst Franziskus in der Tram / © Maciej Kulczynski (dpa)
Papst Franziskus in der Tram / © Maciej Kulczynski ( dpa )

Mit einem farbenfrohen Fest ist Papst Franziskus am Donnerstagnachmittag auf dem Weltjugendtag im polnischen Krakau offiziell willkommen geheißen worden. Regnerisches Wetter hielt die überwiegend jugendlichen Anwesenden nicht davon ab, dem 79-Jährigen einen jubelnden Empfang zu bereiten. Kommentatoren sprachen von 700.000 Teilnehmern im Blonia-Park. Franziskus bestärkte die Jugendlichen darin, "rebellisch" zu sein und die Gesellschaft zu verändern. Ausdrücklich rief er zu Offenheit gegenüber Fremden auf.

Franziskus ermutigte die Jugendlichen, "sich allen entgegenzustellen, die behaupten, es könne sich nichts ändern". In gesellschaftlichen Debatten engagierte junge Menschen nannte er «ein Geschenk des Himmels". Wörtlich sagte der Papst: "Es ist schön und es tröstet mein Herz, euch so rebellisch zu sehen." Die Kirche wolle von ihnen lernen, "wieder neu auf die Barmherzigkeit des himmlischen Vaters zu vertrauen".

Schluss mit Bequemlichkeit

"Die Barmherzigkeit hat immer ein junges Gesicht", sagte Franziskus. Er verwies dabei auf den "Mut, aus Bequemlichkeiten aufzubrechen". Als Beispiele nannte er die Zuwendung zu Heimatlosen und Hungernden, auch die Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten.

Betrübt äußerte sich der Papst über Jugendliche, die "das Handtuch geworfen haben, bevor sie zum Wettkampf angetreten sind". Viele schienen "vorzeitig in Pension gegangen zu sein". Dies seien zugleich "gelangweilte und langweilige Jugendliche". Es werfe Fragen auf, wenn junge Menschen ihr Leben für den Rausch aufgäben oder Verkäufern falscher Vorspiegelungen nachliefen.

Botschaft Jesu ist wie ein Handyvideo

Franziskus rief die Jugendlichen zur Entscheidung auf zwischen "entfremdendem Rausch oder der Kraft der Gnade". Die Bereitschaft, auf die Botschaft Jesu zu hören, verglich er mit der Aufmerksamkeit auf "ein Video, das ein Freund uns aufs Handy schickt". Jesus sei die treibende Kraft, "Großes zu erträumen".

Den Jugendlichen wünschte der Papst das "Abenteuer, Brücken zu bauen und Mauern niederzureißen, Zäune oder Gitter". Es gelte denen zuzuhören, "die wir nicht verstehen, denen, die aus anderen Kulturen und anderen Völkern kommen, und sogar denen, die wir fürchten, weil wir glauben, sie könnten uns schaden".

Kostüme, Klänge, Kulturen

Eröffnet wurde das Treffen mit tänzerischen Darbietungen, in denen sich Länder und Kulturen mit typischen Kostümen und Klängen sowie Flaggen und Heiligenbildern ihrer Nationen präsentierten. Franziskus folgte den temperamentvollen Einlagen mit teils sichtlichem Vergnügen. Das Hintergrundbild der Bühne zeigte das "Gnadenbild des Barmherzigen Jesus", das auf Visionen der polnischen Ordensfrau Maria Faustyna Kowalska (1905-1938) zurückgeht. Sie und Johannes Paul II. (1978-2005) waren ebenfalls in großen Porträts und Reliquien gegenwärtig. Die beiden Heiligen sind Patrone des aktuellen Weltjugendtags.

Franziskus war am Mittwoch in Polen eingetroffen und hatte am Donnerstagvormittag eine Messe im Wallfahrtsort Tschenstochau gefeiert. Der Weltjugendtag endet mit einem Gottesdienst im 48 Hektar großen Blonia-Park im Westen der historischen Altstadt Krakaus. Zu Messen mit den Vorgängerpäpsten Johannes Paul II. und Benedikt XVI. (2005-2013) hatten sich dort jeweils mehr als eine Million Gläubige versammelt.

Papst reiste mit Straßenbahn an

Mit einem ungewöhnlichen Verkehrsmittel ist Papst Franziskus zur offiziellen Willkommensfeier auf dem Weltjugendtag in Krakau gereist: Das Kirchenoberhaupt nutzte am Donnerstag die Straßenbahn, um zum Blonia-Park zu gelangen, wo ihn Hunderttausende Teilnehmer des katholischen Jugendtreffens erwarteten. Allerdings handelte es sich um eine Sonderfahrt.

Auf dem rund 800 Meter langen Weg eskortierten mehrere Wagen mit Sicherheitskräften die Tram in den Vatikanfarben Gelb-Weiß. Absperrungen hielten die Schaulustige von der Strecke fern. Franziskus saß anfangs mit dem Rücken zur Fahrtrichtung, erhob sich aber bald, um den Zaungästen besser zuwinken zu können. In den Waggons reisten neben dem engsten Stab des Papstes auch zahlreiche behinderte Jugendliche, die ebenfalls an der Feier teilnahmen.

Besondere Endhaltestelle

Die Endhaltestelle Jordan-Park hatte nur vermeintlich einen biblischen Bezug: Der Name erinnert an den Arzt und Philanthrop Henryk Jordan (1842-1907), der 1889 in Krakau den ersten Kinderspielplatz Europas errichten ließ. Am Vorabend hatte Franziskus eigens an Maciej Ciesla erinnert, der ursprünglich ebenfalls in der Straßenbahn mitfahren sollte. Der junge Grafik-Designer, der für den Weltjugendtag gearbeitet hatte, war Anfang Juli im Alter von erst 27 Jahren einem Krebsleiden erlegen.

Bei einem abendlichen Gruß vom Balkon des erzbischöflichen Palais rief der Papst die jungen Leute zu einem stillen Gebet und anschließend zu einem Applaus für "unseren Gefährten" auf.

Weltjugendtag in Krakau

Das internationale Treffen junger Katholiken, das in der Regel alle drei Jahre stattfindet, war 1984 von Johannes Paul II. (1978-2005) ins Leben gerufen worden. Erstmals ist Krakau Austragungsort, die Bischofsstadt Karol Wojtylas, des späteren Papstes Johannes Paul II.

Der 31. Weltjugendtag steht unter dem Motto "Selig die Barmherzigen, denn sie werden Erbarmen finden".


Quelle:
KNA