DOMRADIO.DE: Es geht voran auf dem Pastoralen Zukunftsweg im Erzbistum Köln. Am Samstag wurde über die Zielskizzen 2030 diskutiert. Die einzelnen Arbeitsgruppen haben ihre Diskussionsergebnisse und ihre Vorlagen vorgestellt. Welchen Eindruck haben Sie heute von der Vorstellung der Ergebnisse der Arbeitsgruppen?
Rainer Maria Kardinal Woelki (Erzbischof von Köln): Die Gruppen haben die Inhalte sehr lebendig vorgestellt. Ich muss einfach sagen: Die Mitglieder dieser Arbeitsgruppen haben im vergangenen Jahr eine tolle Arbeit geleistet. Ich weiß, dass die jede Woche über Stunden zusammengesessen haben. Wir haben viele, viele andere Leute aus der Fläche mit hineingeholt und viele Rückmeldungen bekommen. Deshalb hatten wir eine gute Basis heute für eine engagierte, zukunftsgerichtete, positive Beratung.
DOMRADIO.DE: Wie ist denn die Atmosphäre? Welchen Eindruck haben Sie aus den Arbeitsgruppen, wenn Sie das heute so erlebt haben?
Woelki: Ich habe heute vor allen Dingen eine sehr positive Stimmung, eine Aufbruchsstimmung erlebt. Ich habe wahrgenommen, dass man sehr offen und sehr fair miteinander umgegangen ist. Es war überhaupt gar kein Problem, kritische Rückmeldungen zu geben, Anfragen zu stellen, auch an die Zielskizze. Es war selbstverständlich, dass man auch Konkretionen eingefordert hat, aber doch alles in einer guten Atmosphäre, die konstruktiv und die nach vorne gerichtet war.
DOMRADIO.DE: Konkretion ist vielleicht ein Stichwort: Lässt sich da auch schon irgendetwas sagen, was konkretere Maßnahmen betrifft?
Woelki: Ja, natürlich. Wir wollen versuchen, den Gemeinden stärker dienlich zu sein, als es vielleicht gegenwärtig oder in der Vergangenheit gewesen ist. Wir denken ganz konkret darüber nach, dass auch Verwaltungsverschlankungen möglich sein sollen, dass Entlastung von Kirchenvorständen stattfinden soll. Ist es zum Beispiel möglich, wie auch in anderen Diözesen Trägerstrukturen zu gründen, an die unsere Kindertagesstätten angedockt sind? Selbstverständlich bleiben die Kindertagesstätten immer auch Orte der Gemeinden und die Gemeinden bleiben dafür natürlich verantwortlich. Aber es ist momentan mit wahnsinnig viel Verwaltungsarbeit verbunden. Das könnte zum Beispiel eine Möglichkeit sein, Gemeinden und Kirchenvorstände speziell zu entlasten.
DOMRADIO.DE: Also entlasten von Verwaltungsaufgaben, die kann man ja eher zentralisieren. Und die Seelsorge lokalisieren?
Woelki: Ja, wir wollen natürlich präsent bleiben vor Ort auch in den Gemeinden und in den Gemeinschaften, weil die Kirche vor Ort von den Menschen lebt, die selber Christus entdeckt haben und die dann im diakonischen Tun, im katechetischen Tun und natürlich auch im Feiern miteinander den Glauben vor Ort bezeugen. Es kann durchaus sein, und das wird wahrscheinlich auch so kommen, dass die Gemeinden sich in größere organisatorischen Einheiten zusammenfinden. Aber da denke ich kann einfach geholfen werden, indem die Pastoral, die Seelsorge vor Ort weiter personal gelebt wird. Und eben manches Organisatorische dann aber von der größeren Einheit der Pfarrei übernommen wird.
DOMRADIO.DE: Jetzt geht es weiter. Es geht Schritt für Schritt voran mit den Regionalforen. Die beginnen in gut zwei Wochen, drei große Regionalforen wird es geben. Was erhoffen Sie sich von den Regionalforen?
Woelki: Ich erhoffe natürlich einen regen, lebendigen Austausch. In Köln ist das Regionalforum schon völlig ausgebucht. In Düsseldorf sind nur einige wenige Plätze zu bekommen und auch in Euskirchen. Wir wollen hören, wie die Leute auf diese Zielskizze reagieren, welche konstruktiven Vorschläge sie zur Weiterentwicklung haben. Ich erhoffe mir in den vielen Arbeitsgruppen, die dann auch dort sein werden, eine konstruktive Arbeit und Weiterentwicklung und Rückmeldung. Und bin eigentlich über die Resonanz, die jetzt schon feststellbar ist, sehr positiv überrascht.
DOMRADIO.DE: Man kann sagen: Die Gemeinden sind bereit, sie machen mit, sie ziehen mit. Und es wird in dialogischer Form entwickelt, wie es weitergeht in der Kirche. Da können wir zukunftsfest und hoffnungsvoll in die Zukunft blicken?
Woelki: So sehe ich das auch. Und vor allen Dingen ist das große Ziel natürlich, dass wir eine lebendige, eine wachsende Kirche sind und dass wir missionarisch sind. Der Heilige Vater hat ja gerade jetzt an uns Deutsche Katholiken einen Brief geschrieben. Darin hat er sehr deutlich seinen Wunsch zum Ausdruck gebracht, dass für ihn der Primat der Neuevangelisierung ganz vorne steht. Das heißt also, dass es uns darum gehen muss, in alle unsere Lebensbereiche hinein das Evangelium und Christus zu tragen. Und da finde ich es ermutigend, dass der Papst uns diese Richtung vorgibt und dass er da auch an unserer Seite steht.
Das Interview führte Johannes Schröer.