Die Erwartungen an die am 4. Oktober im Vatikan beginnende 14. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode sind hoch. Drei Wochen lang werden sich dort Bischöfe mit dem Thema "Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute" beschäftigen. Der Verlauf der außerordentlichen Synode im vergangenen Herbst sowie die zweimal versandten Fragebögen haben gezeigt, dass es hier viel Diskussionsbedarf gibt und die Gemüter bei einigen Reizthemen stark erhitzt sind.
domradio.de startet im Vorfeld der Familiensynode eine weitere Staffel der Sendereihe "domradio.de Bibel – Erkundungen, Erklärungen, Vertonungen" und will dabei das Thema Ehe, Familie, Sexualität in den Blick nehmen.
Kooperation mit der Erzbischöflichen Bibel- und Liturgieschule
Nach den ersten beiden Staffeln über die Alttestamentlichen Lesungen der Osternacht im Frühjahr 2012 und über Adventliche Gestalten im Dezember 2013 ist es nun das dritte Mal, dass Dr. Gunther Fleischer, Leiter der Erzbischöflichen Bibel- und Liturgieschule in Köln, im Gespräch mit domradio-Redakteur Jan Hendrik Stens die Hl. Schrift nach Texten abklopft, die sich einem bestimmten Thema widmen oder im Zusammenhang damit stehen. Dazu steuert Fleischer, der im Besitz einer großen CD-Musik-Sammlung ist, auch die entsprechenden Musikstücke aus geistlichem und weltlichem Bereich bei.
Themen der Familiensynode
Insgesamt 21 Textstellen zu den Themen, die auch die Synode beschäftigen werden, kommen an fünf Sonntagen zu Gehör und sollen ein möglichst vielseitiges Spektrum mit unterschiedlichen Blickrichtungen eröffnen. So sind bereits die Familienbilder im Alten und Neuen Testament recht unterschiedlich. "Man könnte jetzt ein bisschen polarisieren und sagen, im Alten Testament spielt die Familie eine enorme Rolle und im Neuen Testament spielt sie eine eher hintergründige und weniger gewichtige Rolle", so Gunther Fleischer. Während das Alte Testament auf die Wirklichkeit blicke, wie sie ist, schaue das Neue Testament auf das, was sein wird, was nach dem Tode kommt und was es bedeute, Jesus nachzufolgen. Daher wundert es nicht, dass die zum Teil spektakulären Geschichten zu Polygamie, Bigamie, Ehebruch, Homosexualität und Prostitution eher im Alten Testament zu finden sind. Eine Auswahl davon wird in den fünf Folgen der Sendestaffel besprochen werden, darunter freilich auch die Geschichte von Juda und seinen Söhnen sowie David und Batseba.
Kein Heilig-Geist-Coaching
"Die Sendereihe versteht sich allerdings nicht als kirchenpolitischer 'Wink mit dem Zaunpfahl' oder als 'Heilig-Geist-Coaching', wie denn bitteschön die Synode zu verlaufen habe", gibt domradio-Redakteur Stens zu verstehen und spricht auf die zahlreichen Stellungnahmen, Petitionen und Offenen Briefe an, die im Vorfeld der Bischofsversammlung bereits in die Öffentlichkeit gelangt sind. Es gehe mehr darum, sperrige und zum Teil schwer auf dem Magen liegende Bibeltexte zu Ehe, Familie und Sexualität besser verstehen zu lernen und mit ihnen umzugehen, wenn sie beispielsweise in der Liturgie vorkommen oder über sie diskutiert wird. Auch Dr. Fleischer wendet ein, dass die Bibel nicht einfach das Antwortbuch auf alle Fragen ist, wie sie sich heute stellen. "Wenn ich das Thema Homosexualität nehme, spielt das im alten Orient eine andere Rolle, spielt es im Neuen Testament vor dem Hintergrund der griechischen Kultur eine andere Rolle als heute."
Die Ausstrahlung der jeweils einstündigen Folgen beginnt am Sonntag, den 6. September um 19 Uhr (Wiederholung nachts um 2 Uhr) und endet am Sonntag, den 4. Oktober um 19 Uhr (Wiederholung nachts um 2 Uhr), dem Tag, an dem die dreiwöchige Bischofsversammlung in Rom eröffnet wird.