In einem Gedenkgottesdienst für den früheren Berliner Dompropst und Hitler-Gegner Bernhard Lichtenberg (1875-1943) betonte Ipolt am Freitag in Berlin: "Die Wahrheit, auch die Wahrheiten unseres Glaubens, scheinen fluide, sie zerfließen geradezu in der öffentlichen Meinung, und manchmal machen wir sie uns auch bewusst zurecht." Das Gewissen erscheine "wie eine autonome Größe, die für unantastbar erklärt wird".
Das Gewissen im Blick
Ipolt forderte, dass das Gewissen "immer wieder Maß nehmen" müsse an der christlichen Botschaft. "Dompropst Lichtenberg wusste sich von dieser Wahrheit gehalten, der sein Gewissen allein verpflichtet war", betonte der Bischof des Bistums Görlitz. Er erinnere "mit seinem Lebenszeugnis an das Profil des Christseins, das immer wieder geschärft werden muss".
Ipolt sprach aus Anlass des 78. Todestags von Lichtenberg in der Kirche Maria Regina Martyrum in Berlin-Plötzensee. Dort befindet sich dessen Grabstätte für die Zeit der Umgestaltung der Sankt-Hedwigs-Kathedrale. Zu Ehren Lichtenbergs wird an diesem Samstag zudem in der Herz-Jesu-Kirche in Berlin-Prenzlauer Berg ab 19.00 Uhr vom Max-Reger-Chor Berlin und dem Sinfonischen Kammerorchester Berlin eine Symphonie uraufgeführt. Das Werk des Komponisten Thorsten Putscher trägt den Titel "Sieben Stelen in memoriam Bernhard Lichtenberg".
Erinnerung an Bernhard Lichtenberg
Lichtenberg war von 1938 bis 1941 leitender Priester an der katholischen Berliner Bischofskirche. Wegen seiner öffentlichen Gebete "für die verfolgten Juden" und weitere Opfer des Regimes verhafteten ihn die Nationalsozialisten. Am 5. November 1943 starb er auf dem Transport in das Konzentrationslager Dachau.
1996 sprach Papst Johannes Paul II. Lichtenberg selig und erhob ihn damit zum Glaubensvorbild. 2004 nahm die israelische Gedenkstätte Yad Vashem den Dompropst unter die "Gerechten unter den Völkern" auf. Das Erzbistum strebt auch seine Heiligsprechung an, mit der eine weltweite Verehrung verbunden ist.