Es ist der Weltjugendtag der Regencapes. So wird er den Hunderttausenden Teilnehmern aus aller Welt in Erinnerung bleiben. In Gelb, Orange und Hellblau schützen die Überwürfe aus Plastik vor den Tropfen, die der Himmel über Krakau in diesem wechselhaften Sommer mal nieselnd, mal wolkenbruchartig auf sie herabregnet.
Die Capes aus dem Pilgerrucksack oder vom Straßenhändler machen das katholische Glaubensfestival noch bunter, als es sowieso schon ist. Sie sind der große Gleichmacher, verhüllen Teenager in Hotpants ebenso wie junge Nonnen und Mönche in langen Ordenstrachten unter dem ernsten Blick der heiliggesprochenen Krakauer Schwester Faustyna Kowalska (1905-1938), die von vielen Plakaten auf sie herabschaut.
Bunte Capes und bunte Flaggen
Kreuz und quer ziehen sie in Gruppen und Grüppchen durch die Straßen und Gassen der historischen Altstadt, vom Glaubensgespräch mit ihren Bischöfen zum Papst-Event. Fast immer führen sie die Fahnen ihrer Länder mit sich. Wer an einem der vielen Gebäude mit dem Charme einer jahrhundertealten Patina oder an den Bühnen mit Gospels und Chansons hängen geblieben ist, findet durch die Heimatflagge schnell den Anschluss wieder.
Den vielerorts in Europa aufkeimenden Nationalismus spiegeln die Banner jedenfalls nicht wieder. "Hier sieht man, dass wir doch immer noch eins sind", meint der 16-jährige Christopher aus Rüdesheim bei einer der Massenbegegnungen von Papst Franziskus mit den Jugendlichen zum internationalen Happening.
Lange Nächte in Krakau
Der 79-Jährige, der die Sprechchöre und Gesänge mit dem altersmilden Lächeln eines wohlwollenden Großvaters begleitet, bleibt mit seinen Appellen zu Barmherzigkeit und Gemeinschaft nicht ungehört. Wie selbstverständlich werden auch Teilnehmer mit teilweise schweren Behinderungen in ihren Rollstühlen geduldig durch die Massen geschoben und haben Plätze möglichst nahe bei Franziskus sicher.
Sie sind auch dabei, wenn es dunkel geworden ist. Krakauer Nächte sind in diesen Tagen besonders lang. Vor Burger- und Döner-Buden bilden sich lange Schlangen, aber auch die ortstypischen Hörnchen, die Rogaliki, finden neugierige Abnehmer. Die berühmten Tuchhallen auf dem zentralen Marktplatz leuchten in zartem Pink, werden angestrahlt wie andere zentrale Monumente der Altstadt mit dem Unesco-Prädikat des Weltkulturerbes.
Vor Gott sind alle gleich
Das flackernde Blaulicht der Polizeiautos, die an zentralen Stellen postiert sind, erinnert daran, dass viele tausend Sicherheitskräfte ein waches Auge haben. Auch mancher von ihnen lässt sich von der Stimmung einfangen und filmt die Szenerie mit seiner Handykamera. Wachsamkeit und Weltjugendtags-Feeling müssen sich nicht ausschließen.
Auf Mitternacht zu füllen sich die Haltestellen für Busse. Tausende sammeln sich dann, um in ihre teilweise weit entfernten Unterkünfte zu gelangen. So sind Hunderte Jugendliche aus dem Erzbistum Köln in einem kleinen Ort am Fuße der Beskiden-Berge in Familien und einer Schule untergekommen. Eine Gruppe aus dem US-Bundesstaat Minnesota logiert dagegen in einem Vier-Sterne-Hotel mit Blick auf den Wawel, den Krakauer Burgberg. Bei einem der Großtreffen mit dem Heiligen Vater sind sie dann wieder alle gleich, vereint in ihrem Glauben.
