Indien: Gericht fordert Maßnahmen nach Gewalt gegen Christen - Bis zu 100 Opfer und Tausende Vertriebene

Mehr Druck auf radikale Hindus

Nach der Gewaltwelle gegen Christen in Orissa hat das Oberste Gericht in Indien den Druck auf den Bundesstaat erhöht. Die Regierung der Krisenprovinz solle binnen 24 Stunden Details über ihre Maßnahmen zum Schutz der Menschen darlegen, entschied das Gericht am Mittwoch in Neu Delhi. Es reagierte damit auf eine Anfrage von Erzbischof Raphael Cheenath aus der betroffenen Region Cuttack-Bhubaneswar. Dieser hatte den Gerichtshof angerufen, um Sicherheit für die verfolgten Christen zu erreichen.

 (DR)

Eine ähnliche Anfrage beim zuständigen Gericht in Orissa sei aus Furcht vor Hindu-Gruppen, die auch Morddrohungen ausgesprochen hätten, nicht erfolgt, erklärte ein Sprecher des Erzbischofs bei der Anhörung. Cheenath sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), er hoffe, dass das Gericht nach dem Bericht der Regierung von Orissa klare Anordnungen aussprechen werde.

Der Erzbischof setzt sich weiter für ein direktes Eingreifen des Bundes ein, um die Sicherheit der Christen zu gewährleisten. Ziel seiner Anrufung des Obersten Gerichts war auch, eine Untersuchung der Hintergründe der Gewalt sowie Entschädigungszahlungen für die Opfer zu erreichen.

Gegen einen Missbrauch von Religion für Gewalt sprach sich die Nachfolgerin von Mutter Teresa, Generaloberin Mary Nirmala Joshi, aus. Sie rief in einem öffentlichen Appell zum Ende von Hass und Gewalt auf. Religion dürfe nicht zur Spaltung benutzt werden. Auch international haben zahlreiche Kirchenführer die Vorfälle in Indien verurteilt.

Katholische Entwicklungsorganisationen appellierten am Dienstag in Brüssel an die zuständigen Behörden und Regierungen, für den Schutz aller Teile der Bevölkerung zu sorgen. Zudem müssten Hilfen für die Opfer von Zerstörungen beschlossen werden, so der Dachverband CIDSE, dem Organisationen aus Europa und Nordamerika angehören. An die EU appellierte er, auf Indien einzuwirken, um ein Ende der Gewalt herbeizuführen. In Italien plant die Bischofskonferenz für Freitag einen landesweiten Gebetstag als Zeichen der Solidarität mit den Christen in Indien.

Im von der Hindupartei BJP regierten Orissa hatte die jüngste Welle antichristlicher Ausschreitungen am 23. August begonnen. Auslöser war die Ermordung des Hindu-Führers Swami Lakshmanananda Saraswati. Obwohl sich maoistische Rebellen zu den Morden bekannten, machen nationalistische Hindu-Gruppen die Christen für die Tat verantwortlich.

Opferzahlen und Angaben über das Ausmaß der Schäden gehen immer noch weit auseinander. Sie reichen von mindestens 550 bis zu mehr als 4.000 zerstörten Häusern und Kirchen sowie 15 bis mehr als 25 Toten. Auch von 100 Opfern war bereits die Rede.