Katholische Reformgruppen haben den Münchner Kardinal Reinhard Marx aufgerufen, Veränderungen in der Kirche durchzusetzen. "Die konkreten Reformschritte im Münchner Erzbistum hinken leider immer noch den Ankündigungen und Betroffenheitsbekundungen hinterher", erklärten sie zum ersten Jahrestag der Ablehnung des Rücktrittsangebots des Kardinals durch Papst Franziskus am 10. Juni.
Rückenstärkung für Marx
Diese Antwort von Franziskus solle Marx als Rückenstärkung verstehen, sich weiterhin für den Reformkurs der katholischen Kirche einzusetzen. "Nur Mut und Gottvertrauen, Herr Kardinal, das Kirchenvolk ist bereit!"
Konkret fordern die Initiativen, allen pastoral Tätigen zu erlauben, zu taufen, zu beerdigen und sie zur Eheassistenz zuzulassen. "Dies ist innerhalb des gegenwärtigen Kirchenrechts möglich und wird in anderen Diözesen schon praktiziert." Zusätzlich erwarte man, Laien zu ermöglichen, in Eucharistiefeiern zu predigen. Dies werde bisher von der Bistumsleitung nur stillschweigend geduldet und unterliege damit "der willkürlichen Entscheidung des jeweiligen Ortspfarrers".
Rücktritt beim Papst eingereicht
Marx hatte am 4. Juni 2021 öffentlich gemacht, beim Papst den Rücktritt eingereicht zu haben. Damit wolle er Mitverantwortung tragen für das Agieren von Kirchenverantwortlichen bei sexualisierter Gewalt. Er sprach von "institutionellem oder systemischen Versagen"; in Anlehnung an den Jesuiten Alfred Delp auch von einem "toten Punkt", an dem die Kirche angekommen sei.
"Netzwerk für eine zukunftsfähige katholische Kirche"
Dem "Netzwerk für eine zukunftsfähige katholische Kirche" gehören nach eigenen Angaben Reformgruppen wie "Wir sind Kirche", "Maria 2.0", "Gemeindeinitiative", "Münchner Kreis", "OrdensFrauen für MenschenWürde" und "Priester im Dialog", aber auch Mitglieder aus den katholischen Frauenverbänden, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend und Betroffeneninitiativen an.