Die individualistische Sicht des Neoliberalismus etwa riskiere, den Staat aus seiner Verantwortung zu entlassen, so das Kirchenoberhaupt am Donnerstag im Vatikan in einer Ansprache vor Mitgliedern eines Netzwerks gegen Menschenhandel. Das weltweite Netzwerk "Talitha kum" von Ordensfrauen trifft sich in diesen Tagen in Rom zu seiner ersten Generalversammlung.
In seiner Ansprache lobte Franziskus die Frauen für ihren Einsatz an vorderster Front. Sie seien eine Avantgarde kirchlichen Engagements gegen "die Plage des Menschenhandels". Gleichzeitig forderte er weitere Gemeinschaften, auch von Männern, auf, sich diesem Einsatz anzuschließen. Jenen, die mit dem Hinweis auf interne Probleme zögerten, sollten sie "vom Papst ausrichten: Innere Probleme lösen sich, wenn man auf die Straße hinausgeht, dann kommt frische Luft rein"".
"Talitha kum" - "Mädchen, steh auf!"
Das 2001 auf Initiative von Ordensoberinnen entstandene Netzwerk "Talitha kum" trifft sich vom 21. bis 27. September zu seiner ersten weltweiten Generalversammlung in Rom. An dem Treffen nehmen unter anderem die UN-Sonderberichterstatterin gegen Menschenhandel, Maria Grazia Giammarinaro, und ein Vertreter des UN-Büros für Drogen- und Verbrechensbekämpfung teil. In den Vorträgen, Erfahrungsberichten und Beratungen geht es um eine Evaluierung der bisher geleisteten Arbeit sowie um Strategien für die kommenden Jahre.
Das aus gut 50 regionalen Zusammenschlüssen bestehende Netzwerk ist inzwischen in 90 Ländern aktiv. Ziel ist es, Opfer von Menschenhandel und Sklaverei - vor allem Frauen und Kindern - zu erreichen, zu beraten und ihnen aus ihrer Lage zu helfen. Der Name des Netzwerks stammt aus dem Markus-Evangelium, in dem Jesus ein gerade verstorbenes Mädchen wieder zum Leben erweckt und ihr auf Aramäisch sagt: "Talitha kum" - "Mädchen, steh auf!".