Ordensfrauen wollen bei Trump für Steuergerechtigkeit kämpfen

"Nonnen im Bus" wieder auf Tour

Eine Gruppe Ordensfrauen ist im Bus unterwegs zu Donald Trumps Luxusanwesen in Florida, um mit einer ungewöhnlichen Protestaktion die republikanische Steuerreform anzuprangern. Insgesamt wollen sie 21 US-Bundesstaaten durchqueren. 

Autor/in:
Tina Lassiter
US-Präsident Donald Trump / © Susan Walsh (dpa)
US-Präsident Donald Trump / © Susan Walsh ( dpa )

Sie sind wieder auf Tour: Zehn katholische Ordensfrauen haben sich Anfang Oktober auf den Weg gemacht und durchqueren unter dem Motto "Nuns on the Bus" die Vereinigten Staaten. Ziel der Reise, die von der Schwester, Anwältin und Sozialaktivistin Simone Campbell (73) organisiert wird, ist an diesem Freitag (2. November) Mar-a-Lago - Präsident Donald Trumps pompöses Luxusanwesen in Florida. Die Frauen wollen mit ihrer medienwirksamen Tour gegen die in ihren Augen ungerechte Steuerpolitik der Regierung protestieren.

Bei insgesamt 54 Veranstaltungen trafen sie Gläubige, Aktivisten und Interessierte aus unterschiedlichen politischen Lagern. Die Treffen finden in Gemeindeeinrichtungen, Gewerkschaftsräumen oder im Freien statt.

Schwester Simone ist wegen ihres Einsatzes landesweit bekannt. Die Lobbyistin ist seit 2004 Geschäftsführerin der katholischen Organisation Network, die sich für soziale Gerechtigkeit einsetzt. Dabei trifft sie nicht nur auf Gegenliebe. Auch der Vatikan hat die Organisation in der Vergangenheit kritisiert.

Vatikan sucht mit "Nonnen im Bus" inzwischen Kooperation

Campbell erläutert, Papst Benedikt XVI. (2005-2013) habe 2012 bemängelt, dass sie und ihre Mitstreiterinnen sich zu sehr auf soziale Gerechtigkeit konzentrierten und zu wenig auf andere wichtige Konfliktthemen wie Abtreibung oder gleichgeschlechtliche Ehe achteten. Zudem warf er ihnen "radikalen Feminismus" vor, der mit dem katholischen Glauben unvereinbar sei.

Doch die Gruppe setzte ihr Engagement unvermindert fort und rief 2012 erstmals die Aktion "Nonnen im Bus" ins Leben. Bei dieser besonderen Mission wollten sie nach Washington fahren, um gegen die damaligen Budgetpläne des republikanischen Politikers Paul Ryan zu protestieren. Ryan war damals für Kürzungen der Sozialausgaben verantwortlich. Die Tour der Ordensfrauen wurde ein großer medialer Erfolg.

Pater Brüntrup zu "Nuns on the bus"

2015 entspannte sich das Verhältnis zum Vatikan. Eine mehrjährige Untersuchung zu den Aktivitäten der US-Ordensfrauen wurde von Papst Franziskus eingestellt. Seither sucht man eher Kooperation statt Konfrontation.

Trumps Golfresort ein "Symbol der Steuer-Ungerechtigkeit"

Zuletzt war der Network-Bus vor zwei Jahren unterwegs, um gegen soziale Ungleichheit zu protestieren. Nun sind die Aktivistinnen erneut auf der Straße. Schwester Simone schöpft ihre Inspiration aus der Heiligen Schrift: "Unsere Schwestern beten täglich und finden immer wieder Anregungen in der Bibel."

Campbell hat große Pläne für den Showdown der diesjährigen Tour in Mar-a-Lago. Für sie ist Trumps Golfresort ein "Symbol der Steuer-Ungerechtigkeit". Als Kontrast zu Mar-a-Lago planen die Ordensfrauen vor dem exklusiven Anwesen eine Fiesta mit Musik und Spaß, zu der - anders als im Resort - jeder willkommen sei.

Nonnen wollen von Trump zum Golf eingeladen werden

Was Trump von der Aktion hält, ist nicht bekannt. Doch wenn sich ihr Bus Mar-a-Lago nähert, wollen die Schwestern an den Präsidenten twittern, damit er sie zu einer Runde Golf einlädt. "Mehrere von uns spielen gern Golf; und das wäre eine Gelegenheit, die Dinge in aller Ruhe zu besprechen", sagt Schwester Simone mit schelmischem Grinsen.

Wie oft der Bus noch auf Tour gehen wird, ist offen. Campbell erzählt, dass sie 2012 eigentlich nur einmal starten wollte. Nun sind sie und ihre Genossinnen schon zum sechsten Mal auf Achse.

Mittlerweile hat Campbell auch ihre Memoiren veröffentlicht. Das Buch "Eine Nonne im Bus: Wie wir alle Hoffnung, Veränderung und Gemeinschaft fördern können" erschien 2014.


Quelle:
KNA