"Es sind nicht alle Plätze besetzt in dieser Gesellschaft. Die Fremden sitzen nicht in den Lücken", sagte Trelle bei einem ökumenischen Gottesdienst am Sonntag in Friedland bei Göttingen. "Denn wir halten einen Platz frei für euch Flüchtlinge aus Syrien, dem ganzen Mittleren Osten oder aus Afrika", bekräftigte der Bischof eine Zusage, die er bei der zentralen Feier zum Tag der Deutschen Einheit 2014 gegeben hatte.
Dies sei "die moralische Substanz unserer gemeinsamen Überzeugung in unterschiedlichen religiösen Traditionen, die ein gemeinsames Fundament haben in den Grundwerten von Barmherzigkeit, Gastfreundschaft und tätiger Nächstenliebe", so der langjährige Vorsitzende der Migrationskommission der Deutschen Bischofskonferenz.
"Symbol für das Ankommen"
Das Grenzdurchgangslager Friedland, das nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst für Spätheimkehrer und Vertriebene eingerichtet wurde und heute als Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge dient, sei ein Synonym geworden für das Ankommen in Deutschland, für die ersten Schritte auf dem Weg der Begegnung, der Teilhabe und der Integration, sagte Trelle.
"Dieser Weg des Eröffnens von Perspektiven, der aktiven Teilhabe und der Suche nach neuen Gemeinsamkeiten ist auch das Kernanliegen der Interkulturellen Woche." Es zeuge vom Engagement für eine vielfältige, lebendige und gerechte Gesellschaft, dass die Themenwoche so rege genutzt werde.
Erinnerung an Vergangenheit
Der Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Johann Hinrich Claussen, erinnerte in seiner Predigt daran, wieviele Menschen in Deutschland im Zweiten Weltkriegs oder in der Folge eigene Erfahrungen mit Flucht gesammelt hätten. Dafür stehe auch Friedland. Ebenso erkläre sich daraus die besondere Solidarität, zu der viele Menschen hierzulande bereit seien, sagte Claussen.
Deutschland stehe vor großen Herausforderungen, so der Theologe weiter. Die Interkulturelle Woche gebe Gelegenheit, um gemeinsam zu überlegen, wie die Menschen in Deutschland "einträchtig in Vielfalt" leben könnten. Dies sei nicht nur eine Frage an die Politik, sondern fordere jeden einzelnen heraus.
Insgesamt rund 5.000 Veranstaltungen
Der Gottesdienst wurde mitgestaltet von Archimandrit Gerasimos Frangoulakis von der Griechisch-Orthodoxen Metropolie in Deutschland. Nach der Feier sprachen zudem Vertreter von Islam und Judentum einen Friedensgruß.
Der Auftakt der Interkulturellen Woche wird veranstaltet von der Caritas, der Inneren Mission, dem evangelischen Hilfswerk im Grenzdurchgangslager Friedland sowie vom Ökumenischen Vorbereitungsausschuss zur Interkulturellen Woche. Bundesweit finden an rund 500 Orten über 5.000 Veranstaltungen statt.