DOMRADIO.DE: Der Seligen Carlo Acutis wird auch Cyber-Apostel oder Influencer Gottes genannt. Was denken Sie darüber?
Laureén Paetsch (Gemeindeassistentin in St. Michael, Dormagen): Wenn ich daran denke, was man heutzutage von Influencern kennt und das mit dem vergleiche, was Carlo Acutis getan hat, dann kann ich mich mit den Bezeichnungen nicht anfreunden. Ich würde ihn Internetapostel nennen, weil er viel im Internet unterwegs war und dort versucht hat, seinen Glauben zu bezeugen.
DOMRADIO.DE: Sie sind Mitglied der 'Freunde Carlo Acutis'. Das ist eine Gruppe junger Menschen, die den Seligen in besonderer Weise verehren. Wie sind Sie persönlich dazu gekommen?
Paetsch: Ich habe zum ersten Mal über meinen Mann von diesem Seligen gehört. Eine Kommilitonin von ihm hat ihre Bachelorarbeit über Carlo Acutis geschrieben. Das war das erste Mal, dass ich von ihm gehört habe. In den Jahren danach ist es wieder stiller geworden. Erst seit ich vom letzten September an in Dormagen tätig bin, habe ich wieder von ihm gehört, weil sich bei uns ein Freundeskreis gegründet hat.
DOMRADIO.DE: Wie sieht die Verehrung des Freundeskreises Carlo Acutis aus?
Paetsch: Wir treffen uns freitags zur Heiligen Messe. Vorher beten wir gemeinsam den Rosenkranz. Danach gibt es ein Glaubensgespräch. Alles, was die jungen Menschen, die zu diesem Freundeskreis gehören, brennend interessiert, versuche ich und Ehrenamtliche zu beantworten. Dementsprechend versuchen wir, dass junge Menschen mit dem Glauben ins Gespräch kommen.
DOMRADIO.DE: Carlo Acutis war an Leukämie erkrankt. Ging es in dem Ganzen, was er im Netz verbreitet hat, um die Bitte nach Heilung oder nach Gesundheit?
Paetsch: Er hat sich stark mit eucharistischen Wundern auseinandergesetzt und darüber im Internet berichtet. Es ist schon sehr spannend, was für eucharistische Wunder es gibt. Ich wusste sehr wenig von all dem Ganzen.
DOMRADIO.DE: Welche Wunder gibt es denn?
Paetsch: Es wird zum Beispiel von einer Hostie berichtet, die zu einem Stück Fleisch geworden ist. Das Wunder wurde auch untersucht und das Stück Fleisch hatte die Blutgruppe AB positiv. Das soll auch die Blutgruppe Jesus sein. Es heißt, dass dieses Stück Fleisch ein wenig gepocht habe. Eben wie ein lebendiges Stück Fleisch und nicht wie ein totes.
DOMRADIO.DE: Hat sich Carlo Acutis mit solchen Berichten beschäftigt?
Paetsch: Er hat eher darauf aufmerksam gemacht im Sinne von: Hey Leute, guckt mal, was es für coole Sachen gibt. Sowohl früher als auch bis in unsere heutige Zeit. Er hat also versucht, seinen Glauben kundzugeben. Er fand das total toll, was für einen Glauben es gibt und das wollte er zeigen. Dafür hat er die Bandbreite des Internets genutzt, um das ganze Wissen herauszugeben.
DOMRADIO.DE: Ist es nicht schwierig, das Internet für solche Geschichten zu nutzen, die manche vielleicht auch als Unsinn abtun. Ist das Netz nicht ein schwieriges Umfeld, um den Glauben zu verkünden?
Paetsch: In unserer heutigen Zeit ist das Internet nicht mehr wegzudenken. Deswegen muss man für sich selbst schauen und gerade für Social Media einen eigenständigen Filter entwickeln, indem man sich fragt, ob das, was man sieht, Mumpitz ist oder ob da etwas dran ist. Es ist ein bisschen so wie früher mit den Legenden, die man sich so erzählt hat. Damals wurde es aufgeschrieben. Heute können wir alles im Internet lesen.
Im Internet spielen Fake News heutzutage leider eine Rolle. Von daher finde ich es gut, dass man die Informationen und Quellen hinterfragt. Wo kommt das eigentlich her? Das hat Carlo Acutis zum Beispiel gemacht. Der hat den Menschen geraten, dass, wenn sie etwas brennend interessiert, sie dort hinfahren und es sich anschauen sollten. Er selbst hat dafür alles belegt.
DOMRADIO.DE: Er hat immer so eine Art Faktencheck dazu geliefert?
Paetsch: Ja, genau. Er hat sein komplettes Hintergrundwissen aufgeschrieben. Er hat nicht nur gesagt, das eucharistische Wunder kannst du an Ort XY finden, sondern welcher Hintergrund dahinter steckt. Er hat auch erklärt, wie das Wunder entstanden ist, dass es zum eucharistischen Wunder wurde.
DOMRADIO.DE: Jetzt ist Carlo Acutis seliggesprochen worden und eine Heiligsprechung ist angekündigt. Was bedeutet eine Heiligsprechung in dem Fall?
Paetsch: Für mich bedeutet das schon einiges. Er liegt in Jeanshose aufgebahrt in Assisi in einem Glaskasten. Ich finde das spektakulär, weil man ihn als Heiligen anschauen kann. Wer kann von einem Heiligen behaupten, dass er eine Jeanshose trägt.
Er wäre ein Heiliger aus unserem Jahrhundert und unserer Zeit. Das finde ich unheimlich spannend und nah. Er ist für mich beispielsweise im Vergleich zum Heiligen Franziskus greifbarer. Der hat vor, ich weiß nicht wie vielen Jahren gelebt. Den kann ich nicht so "anpacken", weil ich nicht aus seiner Zeit komme.
Zu Carlo Acutis kann ich das. Das finde ich total faszinierend, dass ich irgendwo in dieser Zeit auch geboren worden bin. Dass er heiliggesprochen wird, finde ich phänomenal.
DOMRADIO.DE: Sie und Ihr Freundeskreis Carlo Acutis lassen zur Heiligsprechung die Sektkorken knallen?
Paetsch: Definitiv. Ich will nicht zu viel versprechen, aber es wird bestimmt die eine oder andere Fete geben. Wenn auch nur intern im Freundeskreis, weil das ist schon etwas sehr Spektakuläres.
Das Interview führte Uta Vorbrodt.