IOC-Chef Rogge lobt China für Organisation - Proteste im Westen wenig beachtet

Nun kann es losgehen

Mit einer gigantischen Show sind die Olympischen Spiele in Peking eröffnet worden. Während sich die Zuschauer in Peking dem Schauspiel hingaben, fanden in vielen Hauptstädten der westlichen Welt weitere Proteste gegen Menschenrechtsverstöße in China statt. Die Journalistenvereinigung "Reporter ohne Grenzen" demonstrierte am Freitag vor Chinas Botschaft in Berlin gegen eingeschränkte Meinungsfreiheit. Auch in Brüssel, London, Madrid, Montreal, Rom, Stockholm und Washington fanden Demonstrationen statt. Bei den offiziellen Reden während der Eröffnungsfeier im Pekinger Olympiastadion war die Kritik am Gastgeberland kein Thema.

 (DR)

Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, lobte die Chinesen für die Organisation der Spiele und die Entwicklung des Landes. «Bei euch sind die Gegenwart und die Zukunft gleichermaßen zu Hause», sagte er. Der chinesische Staatspräsident Hu Jintao hatte zuvor den völkerverbindenden Anspruch der olympischen Idee unterstrichen. Ziel der Spiele in Peking sei es, den Kulturaustausch zwischen den Ländern dieser Welt zu stärken.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rief China dazu auf, «sich als weltoffenes Land zu präsentieren». Dies sei eine «einmalige Chance», sagte sie der in Düsseldorf erscheinenden «Westdeutschen Zeitung».

China hat "eigene Mediengesetze"
Chinas Botschafter in Deutschland, Ma Canrong, kritisierte die internationale Berichterstattung über Medienzensur bei den Olympischen Spielen als verzerrt. «Viele Journalisten berichten nicht ganz seriös», sagte der Diplomat dem Deutschlandfunk. So habe es viel Kritik daran gegeben, dass internationale Zeitungen im Deutschen Haus in Peking erst mit mehreren Tagen Verzögerung ausgelegt werden. Dabei sei verschwiegen worden, dass allein die Lieferung der Zeitungen zwei bis drei Tage dauere.

Der Botschafter erklärte weiter, dass es in China und Europa unterschiedliche Vorstellungen von Pressefreiheit gebe. Sein Land habe eigene Mediengesetze, an die sich ausländische Journalisten zu halten hätten. Zugleich betonte er, es werde alles dafür getan, dass die Medien ungehindert über die Olympischen Spiele berichten könnten.

Zur Debatte über Internet-Zensur sagte Ma: «Jeder Staat hat Regeln für das Internet.» Während der Wettkämpfe würden in China die gleichen Vorschriften gelten wie vor und nach den Spielen.

"Zensur hat keine Zukunft"
Die Geschäftsführerin der deutschen Sektion von «Reporter ohne Grenzen», Elke Schäfter, forderte bei der Demonstration in Berlin ein Ende der Nachrichten- und Internetzensur in China sowie ungehinderte Recherche für ausländische Medienvertreter und die Freilassung der etwa 80 inhaftierten Journalisten und Internetdissidenten. «Zensur hat keine Zukunft, die Pressefreiheit schon», sagte sie.

An den Protesten von «Reporter ohne Grenzen» in Berlin nahmen rund 50 Menschen teil, die aufgrund von polizeilichen Anordnungen nicht direkt zur Botschaft vordringen konnten. Weitere Demonstrationsversuche einzelner Personen unmittelbar an der Vertretung unterband die Polizei. In Paris hatten die Behörden der Journalistenorganisation zufolge eine Demonstration vor der chinesischen Vertretung untersagt. In Peking hatten die «Reporter» nach eigenen Angaben am Morgen über einen Piratensender für etwa 20 Minuten einen Beitrag zu Presse- und Meinungsfreiheit gesendet.

In Washington, wo sich knapp hundert Menschen vor der Botschaft Chinas versammelt hatten, erklärte «Reporter ohne Grenzen», die chinesische Regierung könne die weltweiten Proteste nicht länger ignorieren. Zugleich kritisierte eine Sprecherin US-Präsident George W. Bush. Er habe kurz vor der Olympia-Eröffnung zwar die Menschenrechtslage angesprochen, dies sei aber zu spät und nicht deutlich genug gewesen.