Entsprechende Pläne habe die Regierung am Montag dem Obersten Gericht in einer Stellungnahme vorgelegt, wie israelische Medien berichteten. Verschiedene nichtorthodoxe und feministische Gruppen hatten im vergangenen September mit einer Petition an das Gericht die Einrichtung einer gemischtgeschlechtlichen Gebetssektion gefordert. Eine Anhörung des Gerichts wird für Ende Juli erwartet.
Keine Tohra-Rollen im Frauenbereich
Demnach hat das Büro des Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu bereits Ende Juni beschlossen, umgerechnet 4,7 Millionen Euro in die Aufwertung einer bereits eingerichteten Plattform für nicht-traditionelle Gebete am sogenannten Robinson-Bogen zwischen dem Klagemauerplatz und dem benachbarten Archäologiepark zu investieren.
Die Arbeiten sollen binnen zehn Monaten durch die Israelische Antikenbehörde (IAA) durchgeführt werden. Zurückgewiesen hat der Staat Forderungen von Frauenrechtsaktivisten, Torah-Rollen in den Frauenbereich der Klagemauer bringen zu dürfen. Frauen, die aus der Torah lesen wollten, könnten dies in dem gemischtgeschlechtlichen Bereich tun.
Kritik aus konservativen Kreisen
Konservative und reformjüdische Gruppen wiesen die Stellungnahme der Regierung laut Berichten als inakzeptabel zurück. Die vorgeschlagene Plattform biete keinen direkten Zugang zur Klagemauer und würde den Status nicht-orthodoxer Juden als zweitklassig verstärken, sagte etwa der leitende Direktor der reformjüdischen Bewegung in Israel, Rabbiner Gilad Kariv, laut Bericht der Tageszeitung "Haaretz".
Nach langem Ringen hatte Israel ursprünglich im Januar 2016 in die Einrichtung einer 900 Quadratmeter großen gemeinschaftlichen Gebetszone südlich der bestehenden geschlechtergetrennten Abschnitte eingewilligt, das Vorhaben aber im Juni auf unbefristete Zeit verschoben.