Israels Botschafter beim Vatikan lobt Papst Franziskus

Dialog beleben und ausweiten

Seit dem Ausbruch des Gaza-Kriegs am 7. Oktober 2023 ist die Beziehung zwischen dem Vatikan und Israel eingetrübt. Nun sendet Israels neuer Botschafter Signale einer umfassenden Verständigung und skizziert neue Ideen.

Eine vatikanische und eine israelische Flagge  (dpa)

Yaron Sideman, seit fünf Monaten Botschafter Israels beim Heiligen Stuhl, hat sich für eine Wiederbelebung des Dialogs zwischen Rom und Jerusalem stark gemacht und die Rolle von Papst Franziskus gelobt. In einem am Samstag veröffentlichten Interview mit der katholischen Tageszeitung "Avvenire" sagte der Diplomat: "Wir haben die Appelle des Papstes für die Freilassung unserer Geiseln sehr geschätzt."

Yaron Sideman, Botschafter von Israel beim Heiligen Stuhl, und Papst Franziskus am 16. September 2024 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Yaron Sideman, Botschafter von Israel beim Heiligen Stuhl, und Papst Franziskus am 16. September 2024 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani/KNA ( (Link ist extern)KNA )

Ebenso wichtig sei seine Verurteilung des Antisemitismus gewesen. "Der Papst und die katholische Kirche haben bei diesem Thema eine wichtige Rolle gespielt", so der Botschafter. Er hatte im vergangenen November eine Delegation von Familienangehörigen von Hamas-Geiseln zum Papst begleitet. Der Papst habe damals aufmerksam zugehört und gemeinsam mit den Angehörigen für die Geiseln gebetet, berichtete er.

Neue Ideen für den Dialog

Sideman äußerte sich auch zum Stand des jüdisch-katholischen Dialogs: "Wir müssen aufrichtig sein: Er ist nach dem 7. Oktober zum Stillstand gekommen und hat gelitten. Ausgerechnet in dem Moment, wo er am nötigsten gewesen wäre, ist er erstarrt." Deshalb sei es nötig, den Gesprächsfaden "in positiver Weise wieder aufzunehmen und sich dafür einzusetzen, dass er nicht erneut scheitert".

Er fügte hinzu: "Ich glaube fest an den Dialog, und er muss im rechten Zusammenhang und auf korrekte Weise gefördert werden." Dazu gehöre, die "künstliche Trennung des Dialogs mit dem jüdischen Volk und mit Israel" zu überwinden. Die Zugehörigkeit zum Land und zum Staat Israel gehöre zur jüdischen Identität, betonte Sideman.

Die historische Aussöhnung feiern

Mit Nachdruck setzte sich der Diplomat dafür ein, den 60. Jahrestag der Konzilserklärung «Nostra aetate» vom 26. Oktober 1965 feierlich zu begehen. Dieses Dokument stehe für die Aussöhnung zwischen katholischer Kirche und Judentum nach Jahrhunderten des Misstrauens und des Hasses. Der Text sei "ein Meilenstein". Er habe Früchte in vielen Bereichen hervorgebracht und auch zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl beigetragen.

Nun gelte es, den Dialog zu erneuern und ihn inhaltlich und strukturell zu erweitern, betonte Sideman. Gerade in schwierigen Momenten bekomme der Dialog der Religionen besondere Bedeutung, um neue Lösungen für die Zukunft zu finden. Eine Zusammenarbeit von Israel und Heiligem Stuhl wäre "gut für die gesamte Menschheitsfamilie".

Vatikandiplomatie

Der Heilige Stuhl unterhält derzeit diplomatische Beziehungen zu 183 Staaten weltweit. Hinzu kommen die EU und der Souveräne Malteserorden. 88 Staaten sowie die EU und der Malteserorden lassen ihre Botschafter beim Heiligen Stuhl in Rom residieren. Ferner sind die Arabische Liga, die Internationale Organisation für Migration und das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR mit eigenen Gesandten beim Vatikan vertreten.

Vatikanflagge zwischen USA-Flaggen / © Michael Reynolds (dpa)