Früherer Erzbischof von Tokio kritisiert Vatikan-Kurs

Ist Rom ein Ort von Machtspielen?

Zwei Monate vor dem Besuch von Franziskus in Japan hat der ehemalige katholische Erzbischof von Tokio in einem Brief an den Papst dessen Amtsführung kritisiert. Er sei unzufrieden mit der "Erneuerung der römischen Kurie".

Blick auf dem Petersdom / © ColorMaker (shutterstock)

Das sagte der emeritierte Erzbischof Takeo Okada (Dienstag) dem asiatischen Pressedienst Ucanews. In seinem Brief an den Papst habe er anhand der drei Punkte Inkulturation, Dezentralisierung und Spiritualisierung dargelegt, dass der Vatikan für die Kirche in Japan nicht nur nicht hilfreich gewesen sei, sondern sie sogar behindert habe.

Müssen Inkulturationen rückgängig gemacht werden?

So werde die neue Version der Allgemeinen Einführung in das Römische Messbuch in einigen Fällen dazu führen, dass Inkulturationen rückgängig gemacht werden müssten, die der Kirche in Japan erlaubt worden seien. Die Bischöfe hätten schon "vor Jahren unseren neuen alternativen Plan an die Gottesdienstkongregation geschickt", so Okada, aber bislang keine Antwort erhalten.

Eine größere Dezentralisierung der Kirche habe Okada in seinem am 23. September an den Papst geschickten Brief als "sehr wünschenswert" bezeichnet. Der Erzbischof wörtlich: "Ich schlage vor, dass der Heilige Stuhl durch Delegierung an Bischofskonferenzen den Versuch einer größeren Machtdezentralisierung wagt." Okada wies gegenüber Ucanews darauf hin, dass die Hälfte der Weltbevölkerung aus Asiaten bestehe; "der Heilige Stuhl sollte die personellen Ressourcen der asiatischen Länder nutzen."

Vatikan ein Ort der Machtspiele

Okada erläuterte, der japanischen Gesellschaft fehle es an "echten spirituellen christlichen Werten", wie man sie "im Zentrum der universellen Kirche in Rom zu finden erwartet". Aber anstelle "für uns ein Zeichen als arme, demütige, gläubige und heilige Diener unseres Herrn Jesus Christus zu setzen", vermittele die Kurie den Eindruck, der Vatikan sei ein "Ort der Machtkämpfe oder Machtspiele".

Als erster Papst seit 38 Jahren wird Papst Franziskus von 23. bis 26. November in Japan erwartet. Von den 127 Millionen Einwohnern Japans sind etwa zwei Prozent Christen; die Mehrheit der Bewohner rechnet sich dem Buddhismus oder Shintoismus zu. Zuvor hält sich der Papst vom 20. bis 23. November zu einem offiziellen Besuch im mehrheitlich buddhistischen Königreich Thailand auf.


Peter Takeo Okada / © Alexander Brüggemann (KNA)
Peter Takeo Okada / © Alexander Brüggemann ( KNA )
Quelle:
KNA