"Objektive Daten, nicht statistische Projektionen", so Zuppi im Interview mit dem "Corriere della Sera" (Freitag).
Hinsichtlich des von einer unabhängigen Kommission erstellten Missbrauch-Berichts in Frankreich habe er indes bereits drei wissenschaftliche Untersuchungen erhalten, welche die Arbeit der Kommission widerlegten. "Wir nehmen die Sache sehr ernst", so Zuppi. Das helfe am Ende auch bei der Prävention.
Erster landesweiter Missbrauchsbericht
Die Bischofskonferenz hatte am Donnerstag angekündigt, dass die Arbeit für den ersten landesweiten Missbrauchsberichts beginne. Ziel sei nicht nur eine statistische Erhebung, sondern auch eine qualitative Beschreibung der diözesanen Dienste und Beschwerdestellen sowie deren Wirksamkeit in der Prävention.
An der Untersuchung beteiligen sich demnach 16 Koordinatoren für die regionalen Dienste, 226 Referenten für die diözesanen Dienste und 96 Verantwortliche für die Beschwerdestellen. Am Ende würden die gesammelten und anonym erhobenen Daten von Forschern der Katholischen Universität des Heiligen Herzens in Piacenza ausgewertet.
Kritik von Betroffenen und Verbänden
Kardinal Zuppi hatte Ende Mai landesweite Untersuchungen zu sexuellem Missbrauch angekündigt. Die Reaktionen auf diese lang geforderte Erhebung fielen verhalten aus. Verbände von Betroffenen äußerten sich enttäuscht und kritisieren vor allem den zeitlich begrenzten Umfang sowie eine fehlende Unabhängigkeit.
So soll ein erster Bericht nur die Jahre 2020 und 2021 in den Blick nehmen. Eine zweite, spätere Untersuchung soll in Zusammenarbeit mit der vatikanischen Glaubenskongregation mutmaßliche und erwiesene Fälle sexuellen Missbrauchs durch Kleriker zusammentragen und analysieren. Dieser Abgleich wird laut Zuppi die Jahre 2000 bis 2021 umfassen. Dafür würden die fast 230 Diözesen Italiens auch ihre Archive öffnen.