Parallel zur Bildung einer neuen Regierung in Italien hat sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz kritisch zur Lage im Land geäußert. "Wir erinnern alle daran, dass es nicht genügt, eine Regierung zu haben, um ein Land zu führen", sagte Kardinal Gualtiero Bassetti (76) am Dienstag in Rom.
Das Land müsse seine Geschichte und Identität ebenso respektieren wie seine Rolle in der Welt, insbesondere im einigen Europa. Italien zähle zu dessen Gründern, so Bassetti in Anspielung auf teils harsche EU-kritische Töne der künftigen Regierungsparteien Lega und Fünf Sterne.
Auch Kirche ist jetzt gefragt
Die Partie sei aber noch nicht verloren, betonte Bassetti. Jetzt sei es "notwendig, Hoffnung wiederaufzubauen, das Land zu flicken und die Gesellschaft zu befrieden", sagte Bassetti und fuhr fort: "Wir distanzieren uns von der Desillusionierung, der Arroganz und dem moralischen Pfusch, die uns umgeben, sowie von eigenen Ängsten." Italien müsse seine Verantwortung als freies, demokratisches und solidarisches Land wieder wahrnehmen.
Dazu müsse und wolle auch die Kirche ihren Teil beitragen, sagte Bassetti. In Italien habe sie immer eine wichtige Rolle gespielt. Die Bischöfe müssten sich daher selbstkritisch fragen, ob sie wirklich Erben des großartigen christlichen Erbes in Italien seien oder ob sie es bloß verwalten wollten.
Papst Franziskus habe den Bischöfen Freiräume eingeräumt, diese gelte es nun zu nutzen, so der Vorsitzende. "Wo sind unsere Klugheit, unsere Leidenschaften? Warum debattieren wir so schleppend? Wovor haben wir Angst?", fragte Bassetti. Es brauche wieder politisch und gesellschaftlich aktive Katholiken, um das Land in christlichem Sinne mitzugestalten.