Papst besorgt über Priestermangel in Italien

"Kirche muss kreativer werden"

Gehen der Kirche die Priester und Nonnen aus? Weltweit sind die Zahlen seit Jahren eher rückläufig. Über Ursachen und Lösungswege hat Papst Franziskus jetzt mit den italienischen Bischöfen gesprochen.

Papst Franziskus bei der italienischen Bischofskonferenz  / © Gregorio Borgia (dpa)
Papst Franziskus bei der italienischen Bischofskonferenz / © Gregorio Borgia ( dpa )

Papst Franziskus hat sich besorgt über den zunehmenden Mangel an Priestern und Ordensleuten in Italien geäußert. Der "Verlust an Berufungen" stelle auch die Bischöfe als Leiter ihrer Bistümer in Frage, sagte Franziskus zum Auftakt der Vollversammlung der Italienischen Bischofskonferenz am Montagabend im Vatikan.

Diese Entwicklung sei Frucht einer "Kultur des Provisorischen, des Relativismus und der Diktatur des Geldes", so der Papst. Als weitere Gründe nannte er den Geburtenrückgang, Skandale in der Kirche und Ängstlichkeit, sich zum Glauben zu bekennen.

Mehr miteinander sprechen

Italiens Kirche müsse kreativer sein, um das Problem zu lösen, appellierte der Papst. Er erinnerte an die 1950-er Jahre, als  Papst Pius XII. zur Entsendung von Priestern nach Afrika, Asien und Südamerika aufgerufen hatte, um den damaligen Priestermangel dort anzugehen. Ein ähnliches Modell nationaler Reichweite sollte Italiens Kirche innerhalb des eigenen Landes verwirklichen, sagte Franziskus.

Als ersten praktischen Schritt zur Lösung der Krise schlug Franziskus den italienischen Bischöfen vor, untereinander Priester auszutauschen. Gemäß dem in der Weltkirche praktizierten Prinzip sogenannter "Fidei-Donum"-Priester könnten Diözesen mit vielen Geistlichen einige von ihnen in andere Bistümer mit Priestermangel entsenden. So gebe es in Bistümern des Piemont im Norden ein großes Defizit an Berufungen, während in der südlichen Region Apulien ein Überfluss zu verzeichnen sei.

Bistümer zusammenlegen?

Auch wolle er die große Zahl der oft sehr kleinen Bistümer Italiens verringern, betonte der Papst in seiner Ansprache. Dieses Problem habe bereits Papst Paul VI. (1963-1978) mehrfach angesprochen, ohne dass es bisher zu nennenswerten Fortschritten gekommen sei. In Italien mit seinen rund 52 Millionen Katholiken gibt es nach Auskunft der Bischofskonferenz derzeit 226 Diözesen und und acht weitere Territorialeinheiten.

Zum Vergleich: Deutschland (23,6 Millionen Katholiken) hat 27 Bistümer, Österreich (5,1 Millionen Katholiken) neun und die Schweiz (3 Millionen Katholiken) sechs Diözesen. Etliche italienische Bistümer sind nicht größer als viele Pfarreien in anderen Ländern.

"Wer Armut predigt, kann nicht leben wie ein Pharao"

Schließlich ermahnte der Papst die Bischöfe zu evangeliumsgemäßer Armut und mehr Transparenz. Wer Armut predige, könne "nicht wie ein Pharao" leben, das sei ein "Gegenzeugnis" zur christlichen Botschaft.

Ein ebenso großer Skandal seien Intransparenz und die Unfähigkeit im Umgang mit Geld und den Gütern der Kirche, sagte Franziskus unter Bezug auf Finanzskandale in einzelnen Bistümern. Dabei lobte der Papst bisher unternommene Reformanstrengungen der Bischofskonferenz.


Quelle:
KNA , VN