DOMRADIO.DE: Wie genau sehen denn die Eier aus, wie muss man sich die vorstellen?
Martin Weber (Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Tegernsee-Rottach-Egern-Kreuth): Das sind im Grunde ganz normale gefärbte Ostereier, die ja heute auch immer als Brotzeit-Eier das ganze Jahr über verkauft werden. Die haben wir dann mit Christbäumen beklebt und mit einem Stern obendrauf. Dann haben wir noch die ganzen Gottesdienst-Termine von Heiligabend mit dazu gepackt.
DOMRADIO.DE: Aber die Termine stehen nicht auf den Eiern mitdrauf, sondern das ist ein Extra-Blatt?
Weber: Die stehen auf dem Ei mit drauf. Das war die Riesenarbeit, quasi mit Folie die einzelnen Termine so auszuschneiden, dass das ganze dann auf dem Ei noch Platz gehabt hat.
DOMRADIO.DE: Wie lange haben Sie denn da gebraucht, um diese 2.500 Eier zu dekorieren?
Weber: Allein für die Dekorationen kann man sagen ungefähr zehn Leute mit über 20 Stunden.
DOMRADIO.DE: Das hört sich jetzt an wie ein Gag, aber das hat tatsächlich einen theologischen Hintergrund. Welchen denn?
Weber: Ja, das ist tatsächlich für mich kein Spaß, sondern es ist eigentlich grundsätzlich erst mal das, wie wir als Gemeinde seit vielen Jahren arbeiten, dass wir immer versuchen, an so zentralen, prägenden Festen mit Symbolen zu arbeiten - um das, was gerade wichtig ist, was dran ist, irgendwie zum Ausdruck zu bringen.
Und in dem Jahr war es halt einfach so, dass man gesagt hat, wir leben in so unruhigen und auch emotional aufgeheizten Zeiten. Was macht eigentlich Mut? Was ist denn mal positiv? Was kann da eine Hilfe für uns sein? Dass Weihnachten jetzt das emotionalste Fest ist, ist glaube ich klar. Es geht ja auch ganz logisch um eine Geburt.
Ich habe selber vier Kinder, sein eigenes Kind im Arm zu halten ist wahrscheinlich das Wertvollste, was es auf dem Planeten gibt. Aber das allein kann es ja nicht sein, ganz grob wird alle drei Sekunden auf der Welt ein Kind geboren. Also das ist es jetzt nicht, sondern da geht es schon um mehr. Was ist dieses "mehr"?
Da kommt dann die Theologie mit rein und das ist für uns eben Ostern. Es ist das Besondere an diesem Kind in der Krippe. Leben ist mehr als zu leben. Wir haben den offenen Himmel, der gehört zum Leben dazu. Wir können aufrecht durch die Welt gehen. Das hat sich an Ostern gezeigt und beginnt mit Weihnachten. Genau das soll mit zum Ausdruck kommen.
DOMRADIO.DE: Warum ist denn dann eigentlich noch keiner vorher drauf gekommen?
Weber: Ich denke, da sind andere schon durchaus auch vorher mit drauf gekommen. Also in der Pädagogik zum Beispiel. Wenn man jetzt im Schulbereich unterwegs ist, da gibt es sowas öfter mal auch als Thema, wo dann eben Ostern mit Weihnachten auch verbunden wird. Vielleicht ist das jetzt mal ein bisschen was Besonderes, dass man gesagt haben, wir machen es mal ganz bewusst in ein bisschen größerem Stil.
DOMRADIO.DE: Jetzt sind ja die Päckchen an ihre Gemeindemitglieder mit den Weihnachtsfeiern noch unterwegs, aber das bestimmt jetzt hier einiges durchgesickert. Hat es denn schon Reaktionen gegeben?
Weber: Ja, es ist ganz erstaunlich, wie viele Reaktionen das es gegeben hat, und zwar auf sämtlichen Ebenen. Es wird insgesamt natürlich erstmal mit einem Schmunzeln bedacht. Dann aber im Nachgang – wir verbinden es ja jetzt auch gerade mit dem Gemeindebrief – wurde es ja auch noch einmal mehr erklärt wird. Man merkt ja, da geht es schon um mehr. Das ist nicht nur irgendwie ein Spaß, sondern da können wir als Christen echt was bewegen. Wir können diesen Planeten gestalten, wir können aufrecht durch die Welt laufen und das kommt da schon sehr deutlich zum Tragen.
DOMRADIO.DE: Was machen Sie denn selber in diesem Jahr mit Ihrem eigenen Weihnachtsei?
Weber: Ganz ehrlich, ich esse das, weil ich nicht glaube, dass das die nächsten paar Wochen sonst hält. Und außerdem bei meiner Kinderzahl wäre die Wahrscheinlichkeit, dass es überlebt, relativ gering – ist aber auch nicht so schlimm, denn natürlich bekommt jeder der an Heiligabend in den Gottesdienst kommt, nochmal ein neues Ei.
Das Interview führte Heike Sicconi.