Gewalt an Frauen nimmt zu

Jede dritte Frau ist mindestens einmal im Leben von Gewalt betroffen

Am "Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen" nennt Bundesfamilienministern Giffey (SPD) die aktuelle Zahlen "alarmierend". 2018 sind  mehr als 114.000 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt worden.

Gewalt gegen Frauen nimmt weiter zu / © Tiko Aramyan (shutterstock)
Gewalt gegen Frauen nimmt weiter zu / © Tiko Aramyan ( shutterstock )

Für das Jahr 2018 hat das Bundeskriminalt die "Kriminalstatistische Auswertung Partnerschaftsgewalt" vorgelegt. Demnach werde statistisch gesehen mehr als einmal pro Stunde eine Frau durch ihren Partner gefährlich verletzt. Insgesamt sind im vergangengen Jahr 140.755 Menschen Opfer versuchter und vollenderte Gewalt geworden. 2017 waren es noch 138.893. Betroffen sind mit 81 Prozent vor allem Frauen.

114.000 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt 

Bundesfamilienministern Franziska Giffey (SPD) hat die Zahlen am heutigen Montag in Berlin vorgestellt, die sie als "sehr alarmierend" bezeichnet. Insgesamt seien mehr als 114.000 Frauen Opfer von häuslicher Gewalt oder Bedrohungen geworden. Es werde davon ausgegangen dass die Dunkelziffern sehr viel höher liegen, da nicht alle Taten zur Anzeige gebracht würden.

Bei Vergewaltigungen, sexuellen Übergriffen und sexueller Nötigung in Partnerschaften seien die Opfer zu 98,4 Prozent weiblich. Bei Bedrohung, Stalking, Nötigung in der Partnerschaft seien es 88,5 Prozent, bei vorsätzlicher, einfacher Körperverletzung seien es 79,9 Prozent, bei Mord und Totschlag in Paarbeziehungen seien 77 Prozent der Opfer Frauen. Erfasst werden außerdem Freiheitsberaubung, Zuhälterei und Zwangsprostitution.

 

Gewalt kommt in allen sozialen Schichten vor

 

Laut Statistik sind 2018 122 Frauen durch ihren Partner oder ehemaligen Partner getötet, 2017 waren es sogar 147. Nach Dunkelfeldstudien sei jede dritte Frau einmal im Leben von Gewalt betroffen. Diese Gewalt komme in allen sozialen Schichten, Altersgruppen und auch ethnischen Gruppen vor, betonte Giffey.

 

Die Bundesfamilienministerin startet deshalb die Initiative "Stärker als Gewalt" mit dem Ziel, betroffene Frauen und Männer zu ermutigen, sich Unterstützung zu holen und die Hilfsangebote besser bekannt machen. Ihr gehören bislang 13 Organisationen an. Nach ihren Angaben sollen in den nächsten vier Jahren 120 Millionen Euro in den Ausbau der Kapazitäten in den Frauenhäusern fließen.

 

"Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen"

 

Mit dem Förderprogramm "Gemeinsam gegen Gewalt an Frauen" will die Ministerin in den nächsten vier Jahren ab 2020 insgesamt 120 Millionen Euro zusätzlich für den Ausbau von Beratungsstellen und Frauenhäusern bereitstellen. Derzeit gebe es in Frauenhäusern knapp 7.000 Plätze, nötig seien 20.000.

 

Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) nannte es in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" ein "widerliches Phänomen", wenn versucht werde, Frauen über sexualisierte Beleidigungen zu treffen. Oftmals heißt es doch: Sie dürfen nicht so empfindlich sein, das gehört doch zur Meinungsfreiheit. Wenn mich jemand mit dem F-Wort belegt, dann hat das nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun. Das ist schlicht und ergreifend eine Beleidigung."

 

Frauen sollen sich untereinander mehr unterstützen

 

Die Ministerin sagte zudem, sie wünsche sich, dass sich Frauen allgemein untereinander noch mehr unterstützten. Sie verwies darüber hinaus auf berufliche Bereiche, die derzeit wenig kinderfreundlich seien. Deutschland sei hier aber auf einem guten Weg, so gebe es einen Rechtsanspruch auf Kitaplätze. "Was noch fehlt, ist ein Anspruch auf Ganztagsschulen im Grundschulalter."

 


Quelle:
KNA , epd