Es sei "dringend an der Zeit, nicht nur über mehr internationale Hilfe, sondern vor allem auch über die Stärkung der Eigenversorgungsmöglichkeiten und Perspektiven für Geflüchtete nachzudenken", sagte die Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe, Cornelia Füllkrug-Weitzel, am Montag in Berlin zum Start des dreitägigen Globalen Flüchtlingsforums in Genf.
"Jeder Flüchtling braucht Schutz und einen gesicherten Rechtsstatus und muss ein Leben in Würde führen können", forderte Füllkrug-Weitzel weiter. Dazu gehörten eine sichere Grundversorgung mit Unterkunft und Nahrungsmitteln sowie ein Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt.
Mehr als 80 Prozent der Flüchtlinge lebten in armen Ländern, meist unter katastrophalen Bedingungen. "Diese Menschen brauchen deutlich mehr Schutz und internationale finanzielle Unterstützung."
Bis Mittwoch wollen Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft auf dem Forum zusammen mit Flüchtlingen über konkrete Zusagen sprechen und sich über gute Erfahrungen austauschen.
Mitausrichter Deutschland
Deutschland gehört als zweitgrößter Geber des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR und fünftgrößtes Aufnahmeland für Flüchtlinge zu den Mitausrichtern, wie ein Sprecher des Auswärtigen Amts sagte. Am Dienstag wird Außenminister Heiko Maas (SPD) an dem Treffen teilnehmen. Der Flüchtlingspakt war vor einem Jahr verabschiedet worden.
Deutschland setzt bei den Beratungen nach Angaben des Sprechers einen Schwerpunkt auf Bildungsprogramme, damit mehr Schutzsuchende Zugang zu höherer Bildung erhalten. Zudem wolle man für mehr Solidarität und verstärkte Zusammenarbeit mit den Aufnahmeländern werben. Derzeit sei nur ein Fünftel der 193 Staaten in nennenswerter Weise an der Versorgung von Flüchtlingen beteiligt, kritisierte der Sprecher.
Langfristige Lösungen für Flüchtlinge gesucht
Der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, verlangte vor allem langfristige Lösungen für Flüchtlinge. Im Schnitt dauere eine Flucht weltweit etwa 26 Jahre, sagte er. "Deshalb müssen wir bereits beim Beginn einer Flucht langfristig planen." Auch Mogge warb für einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung und Arbeitsmarkt. Zudem müssten Aufnahmeländer entlastet werden: "Die finanziellen Lasten sollten international gerechter verteilt werden."
Der Paritätische forderte unterdessen die Bundesregierung dazu auf, mehr Verantwortung im Flüchtlingsschutz zu übernehmen und mehr Plätze im Rahmen von Neuansiedlungsprogrammen ("Resettlement") zur Verfügung zu stellen. "Wenn die Bundesregierung tatsächlich dafür sorgen will, die internationale Solidarität bei der Flüchtlingsaufnahme zu vergrößern, muss sie mit gutem Beispiel vorangehen", sagte der Geschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, Werner Hesse.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hatte weltweit zuletzt fast 71 Millionen Geflüchtete, Vertriebene und Asylbewerber gezählt. Rund 41 Millionen Menschen suchten demnach innerhalb ihres Heimatlandes Schutz.