"Gerade in diesen Tagen will ich davon laut sprechen und an die Würde jedes einzelnen Menschen erinnern, die sich nicht allein, aber auch in seiner gesellschaftlichen Wertschätzung zeigt", schreibt er in einem Gastbeitrag für die Seite basis-online.net der Schönstattbewegung.
Er hoffe und bete, dass dies nicht "dauerhaft an der punktuellen Nützlichkeit" gemessen werde: "Dass die Kirche daran erinnert, erscheint mir wahrlich systemrelevant zu sein."
Der Bischof erwähnte besonders alle Menschen, die derzeit zu spüren bekämen, dass sie und ihr Beruf offenbar von vielen nicht für relevant gehalten würden - etwa "Künstler und Kulturschaffende, Gastronomen und viele andere Menschen, deren Berufe derzeit ruhen müssen".
Kein Dauerzustand werden
Dies dürfe kein Dauerzustand werden, ergänzte Kohlgraf: "Nicht nur alte Menschen, sondern auch viele andere gehen durch dieses Tal der Erfahrung der scheinbaren Nutzlosigkeit. Das rührt an die Menschenwürde, die ich als Bischof mindestens genauso schützen will wie die körperliche Gesundheit."
Mit Blick auf die Kirchen merkte er selbstkritisch an, "dass die Krise auch etwas offengelegt hat, was ich nicht gerne wahrhaben will: Für wirklich unverzichtbar halten manche die Kirche und ihre Angebote nicht."
Dabei stimme die Behauptung, Gottesdienste und Gebet seien komplett ausgesetzt, allerdings so nicht: "Viele Menschen haben im kleinen Kreis oder über die Medien Gottesdienst mitgefeiert, aber ein Dauerzustand kann das natürlich nicht sein. Und dass persönliche Seelsorge über Monate nur per Telefon stattfinden können soll, ist auf Dauer ebenfalls nicht akzeptabel."
Die Relevanz der Kirche mache er aber nicht allein an den öffentlichen Gottesdiensten und der leibhaftigen Begegnung fest, ergänzte der Mainzer Bischof: "Derzeit nimmt die Bergpredigt andere Gestalt an. Ich ermutige alle, kreativ zu bleiben."