Er beobachtet aber auch, dass ein Ruck durch die Kirchen gehe, sagt er im Interview.
DOMRADIO.DE: Warum war es Ihnen wichtig, heute hier zu den Katholiken zu kommen?
Dr. Gerd Müller (Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und ZdK-Mitglied): Die katholische Soziallehre ist Basis unserer Politik. Der Starke hilft dem Schwachen – zu Hause, aber auch im Weltenverbund. Wir in Deutschland leben auf der Sonnenseite. Und deshalb müssen wir für die Schwachen in der Welt einen noch stärkeren Einsatz bringen.
DOMRADIO.DE: Sie haben für Ihre christlichen Werte, die Sie eingebracht haben, viel Zuspruch und Applaus bekommen. Was liegt Ihnen ganz besonders am Herzen?
Müller: Faire Lieferketten liegen mir besonders am Herzen. Das ist ein Thema, wo jeder von uns etwas tun kann. Jeder kann bereits bei sich anfangen. Dabei muss man nicht unbedingt auf die Politik und den Staat warten. Das beginnt bei uns Verbrauchern. Wir können fair einkaufen, faire Kleidung kaufen und etwa auf den "Grünen Knopf" (Anmerk. d. Red. Der Grüne Knopf ist ein Siegel mit staatlicher Überwachung) achten. Damit ist man auf der sicheren Seite, dass nicht am Anfang der Lieferkette Menschen ausgebeutet werden, sondern ein fairer Lohn gezahlt wird. Das ist im übrigen auch bei Bananen, bei Kaffee und bei Kakao der Fall. Man muss sich bewusst werden: Am Anfang jedes Produktes stehen Menschen und Natur. Und wir wollen Fairness.
DOMRADIO.DE: Sie haben gesagt: In allen Kirchen gehören eigentlich faire Produkte und fairer Kaffee. Was denken Sie, wie lange dauert das?
Müller: Es geht ein Ruck durch die Kirchen und durch die Institutionen. In jeder Kirchengemeinde muss der Einkauf auf faire Produkte umgestellt werden. Nehmen wir etwa mit der nahenden Adventszeit den fairen Nikolaus. 150 Millionen Nikoläuse werden in den nächsten sechs Wochen verkauft. Wenn jeder einen fairen Nikolaus kauft, dann heißt das in etwa, dass 120 Millionen zusätzlich in die Länder Westafrikas fließen, wo heute leider noch Millionen von Kindern auf den Plantagen arbeiten müssen.
Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.