Jesuit sieht Papst-Zitate in Biden-Ansprache kritisch

"Fürchtet Euch nicht"

Ein Papstvertrauter warnt vor einem zunehmenden Missbrauch der Religion für politische Zwecke. Er reagierte damit auf eine Aussage von US-Präsident Joe Biden, der in Warschau den polnischen Papst Johannes Paul II. zitierte.

Joe Biden, Präsident der USA, hält am 26.03.22 eine Rede über den russischen Einmarsch in der Ukraine im Warschauer Königsschloss. / © Petr David Josek/AP (dpa)
Joe Biden, Präsident der USA, hält am 26.03.22 eine Rede über den russischen Einmarsch in der Ukraine im Warschauer Königsschloss. / © Petr David Josek/AP ( dpa )

Ein Papstvertrauter warnt vor einem zunehmenden Missbrauch der Religion für politische Zwecke. Rhetorische Stilmittel seien legitim, aber der Glaube als Rechtfertigungsinstrument für das eigene Handeln sei es nicht, sagte der Jesuit Antonio Spadaro der italienischen Zeitung "La Stampa" in ihrer Sonntagsausgabe. Er reagierte damit auf eine Aussage von US-Präsident Joe Biden. Dieser hatte in einer Rede in Warschau den polnischen Papst Johannes Paul II. zitiert. "Fürchtet Euch nicht", sagte Biden zu Beginn und Ende seiner Rede, in der er unter anderem einen Regimewechsel in Moskau forderte. Letzteres zog Washington umgehend wieder zurück.

Papst Franziskus und Antonio Spadaro / © Paul Haring (KNA)
Papst Franziskus und Antonio Spadaro / © Paul Haring ( KNA )

Spadaro kritisierte den Gebrauch der Worte von Johannes Paul II. durch den Präsidenten, zumal Biden auf den folgenden Satz der Papstansprache verzichtet habe: "Öffnet, ja reißt die Tore weit auf für Christus!" Religiöse Reden dürften nicht in politische verwandelt werden, so der Chefredakteur der katholischen Zeitschrift "Civilta Cattolica". Eine solche Rhetorik sei nicht christlich. Die Politik solle die Worte der Religion nicht für eigene Zwecke verbiegen.

US-Präsident Biden war für zwei Tage nach Polen gereist, traf dort Ukraine-Geflüchtete, US-Soldaten und Politiker. In seiner Abschlussrede am Samstag verurteilte er den Krieg, betonte den Zusammenhalt der Nato und griff Russlands Präsidenten Wladimir Putin scharf an. "Dieser Mann darf nicht bleiben", sagte er. Das Weiße Haus bemühte sich anschließend zu erklären, dass die USA keinen Machtwechsel in Russland anstrebten.

Polen zählt 2,3 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine

Seit Kriegsbeginn in der Ukraine sind rund 2,3 Millionen Menschen ins Nachbarland Polen geflüchtet. Das teilte der polnische Grenzschutz am Sonntag via Twitter mit. Allein am Samstag seien mehr als 31.000 Personen gezählt worden.

Aus Polen kommend überquerten den Angaben zufolge seit 24. Februar rund 339.000 Menschen die Grenze zur Ukraine. Dabei handelt es sich zumeist um ukrainische Staatsbürger, die in ihre Heimat zurückkehren. Einige schließen sich den Streitkräften im Kampf gegen Russland an. Andere wollen sich um Familienangehörige kümmern.

 © Victoria Jones (dpa)
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Quelle:
KNA