Jesuiten-Flüchtlingsdienst kritisiert Dublin-Zentren

Beratung statt "Kasernierung"

Der Leiter des Jesuiten-Flüchtlingsdienstes in Deutschland, Stefan Keßler, sieht die Eröffnung von sogenannten Dublin-Zentren mit großer Skepsis. Sie seien "reine Symbolpolitik", so Keßler. Mit ihnen werde kein reales Problem gelöst.

Unterkunft für Flüchtlinge / © Julia Steinbrecht (KNA)

Das sagte Keßler gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Berlin. Am Donnerstag wird in Eisenhüttenstadt (Brandenburg) das nach Hamburg bundesweit zweite Dublin-Zentrum eröffnet. Von dort aus sollen Menschen, die nach den sogenannten Dublin-Regeln kein Recht haben, in Deutschland zu bleiben, nach Polen überstellt werden. In Polen oder in anderen für sie zuständigen östlichen EU-Ländern sollen die Menschen dann ein Asylverfahren durchlaufen.

Beratung statt "Kasernierung"

"Schutzsuchende, die das sehr komplizierte 'Dublin-Verfahren' durchlaufen, brauchen in besonderem Maße Beratung und Betreuung durch unabhängige und kompetente Organisationen", sagte Keßler weiter. Das gelte erst recht für Menschen mit besonderen Bedürfnissen wie Schwangere oder Alleinerziehende mit Kindern. "Wie soll das etwa in Eisenhüttenstadt sichergestellt werden? Ohne eine solche qualifizierte Beratung ist die Gefahr groß, dass das Verfahren unfair und möglicherweise rechtswidrig wird."

Stefan Keßler / © Christian Ender (JRS)

Deshalb, so Keßler, sollte man auf die "Kasernierung" von Schutzsuchenden in Dublin-Zentren verzichten und das Geld hierfür lieber in den Ausbau von Beratung und Betreuung der Menschen stecken. So einfach, wie die Errichtung von Dublin-Zentren es suggeriere, könne man einen Menschen nicht in bestimmte Staaten abschieben. 

Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst

Der weltweite Jesuiten-Flüchtlingsdienst wurde 1980 angesichts der Not vietnamesischer Bootsflüchtlinge als internationale Hilfsorganisation gegründet. Heute ist er mit etwa 1.200 Mitarbeitenden in mehr als 50 Ländern vertreten. Der Jesuiten-Flüchtlingsdienst will Flüchtlingen, Migrantinnen und Migranten in der Öffentlichkeit eine Stimme geben und Stellung nehmen zu Entwicklungen im Ausländerrecht und in der Asylpolitik.

Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Aleppo, Syrien, 2018 / © Jean-Matthieu Gautier (KNA)
Jesuiten-Flüchtlingsdienst in Aleppo, Syrien, 2018 / © Jean-Matthieu Gautier ( (Link ist extern)KNA )