In einer Grußbotschaft an das "Internationale Jüdische Komitee für interreligiöse Beratungen" (IJCIC) unterstrich der oberste päpstliche Ökumenebeauftragte die Bedeutung des Judentums für Christen: "Jesus ist und bleibt ein Sohn des Volkes Israel; er ist durch diese Tradition geprägt." Daher könne Jesus nur aus der Perspektive dieses kulturellen und religiösen Rahmens wirklich verstanden werden, so der Schweizer Kardinal.
Anlass der Botschaft ist der 55. Jahrestag der Erklärung "Nostra aetate" mit der die katholische Kirche beim Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) den katholisch-jüdischen Dialog eröffnete. Das am 28. Oktober 1965 unterzeichnete Konzilsdokument sei "die 'Magna Charta' des jüdisch-katholischen Dialogs", so Koch. Die Kirche habe im Zuge ihrer Selbstvergewisserung beim Konzil auch über ihr Verhältnis zum Judentum neu nachdenken müssen.
IJCIC würdigt vatikanisches Engagment für Judentum
Das IJCIC in New York seinerseits würdigte "den lebendigen Dialog mit dem Vatikan". Mit ihren Lehren und Initiativen habe die katholische Kirche das Anliegen von "Nostra aetate" auch umzusetzen versucht. Verstärkt und untermauert worden sei das neue Verhältnis zudem durch die Besuche von Päpsten in Synagogen, an Gedenkstätten des Holocaust sowie Staatsbesuche in Israel.
Angesichts eines wachsenden Antisemitismus würdigte das IJCIC insbesondere jüngste Aussagen von Papst Franziskus. Dieser habe betont, ein Christ könne aufgrund der gemeinsamen Wurzeln von Juden und Christen nicht antisemitisch sein.
Erste Aussage des Vatikan dieser Art
Der Schweizer Theologe und Judaist Christian Rutishauser würdigte im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) die Botschaft von Kardinal Koch. Dies sei die erste Aussage des Vatikan, die so deutlich festhalte, "dass das Judentum Kern christlicher Identität ist", schätzt Rutishauser.
Bislang sei es immer beim Bild der Wurzel oder einer familiären Verbindung geblieben. Umgekehrt, so der Theologe, bestätigten die jüdischen Vertreter der katholischen Kirche konkrete Schritte der Umkehr. Solche seien nach jüdischem Verständnis "Voraussetzung, um sich versöhnen zu können".
Das International Jewish Committee for Interreligious Consultations (IJCIC) mit Sitz in New York vereint elf verschiedene jüdische Organisationen unterschiedlicher Ausrichtung. Das 1970 gegründete Komitee ist seither offizieller Gesprächspartner der vatikanischen Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum; diese ist beim Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen angesiedelt.