Größter jüdischer Gesangs- und Tanzwettbewerb Europas findet in Frankfurt statt

Jewrovision: 1.500 Teilnehmer erwartet

Es ist die größte jährliche jüdische Veranstaltung in Deutschland: Zur Jewrovision in Frankfurt werden am Samstagabend rund 1.500 Teilnehmer erwartet. 

Autor/in:
Norbert Demuth
Tanzgruppe beim Jewrovision / © Jörg Loeffke (KNA)
Tanzgruppe beim Jewrovision / © Jörg Loeffke ( KNA )

Unter den Gästen wird nach Angaben des Zentralrats der Juden in Deutschland auch der Vizepräsident des israelischen Parlaments, Hilik Bar, sein. Bei der nach dem Vorbild des Eurovision Song Contest organisierten Show in der Frankfurter Festhalle interpretieren die Jugendlichen zwischen zehn und 19 Jahren bekannte Songs und zeigen eigene Choreografien. Jede Gruppe reicht zudem ein Video ein.

"Dieses Jahr sind zum Beispiel Lieder von 'Abba' und Justin Bieber dabei", so eine Sprecherin des Organisatorenteams. Und Zvi Bebera, Leiter des Jugendzentrums der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt, erläutert: "Es werden auf bekannte Melodien immer eigene Texte geschrieben. Von Michael Jackson über Adele bis hin zu Macklemore." 

Im vergangenen Jahr hatte Bebera mit seiner Frankfurter Gruppe namens "Amichai" den Wettbewerb gewonnen. "Dieses Jahr haben wir das Lied 'Some Nights' der Pop-Band 'Fun' genommen", verrät Bebera.

Das Thema ist "Chai" - "Leben"

2019 gilt es, auf der Bühne das Motto "Chai" umzusetzen, das hebräische Wort für "Leben". Es wurde ausgewählt, weil die Jewrovision zum 18. Mal stattfindet und im Hebräischen jedem Buchstaben ein Zahlenwert zugeordnet werden kann. Bei "Chai" addiert sich die Buchstabenkombination zu 18. Das Leben habe einen "besonders hohen Stellenwert im Judentum", heißt es beim Zentralrat.

Jugendzentrumsleiter Bebera sagt dazu: "Wir singen über uns Juden in Deutschland und das Leben als Juden in Deutschland. Und das jüdische Volk, das überlebt und überleben wird."

Eine Jury aus Profis der Showbranche kürt schließlich das beste Video und den besten Show-Act. Zur Jury gehören unter anderen die Fernsehmoderatorinnen Sonya Kraus und Andrea Kiewel, die Schauspielerinnen Rebecca Simoneit-Barum ("Lindenstraße") und Susan Sideropoulos ("Gute Zeiten, schlechte Zeiten"), der Sänger und Musicalstar Alexander Klaws ("Tarzan", "Let's dance") und der Musiker Henning Wehland ("Söhne Mannheims").

400 Teilnehmer auf der Bühne

18 Gruppen von Jugendzentren der jüdischen Gemeinden in Deutschland nehmen insgesamt teil, etwa aus Berlin ("Olam"), Düsseldorf ("Kadima"), Hamburg ("Chasak"), München ("Neshama"), Osnabrück ("Lev Echad") oder Leipzig ("Chaverim"). Nicht alle der 1.500 Teilnehmer treten dabei im Rampenlicht auf, "nur" etwa 400 werden am Samstagabend auf der Bühne stehen.

Die allgemeine politische Situation wird von den Jugendzentren nicht nur in vielen Songtexten aufgegriffen. Das Auftreten der AfD, der wachsende Antisemitismus und die Situation in Israel werden insbesondere bei der dreitägigen religiösen Jugendfreizeit thematisiert, die an die Jewrovision gekoppelt ist. Die Teilnahme ist für die Jugendlichen verpflichtend.

Hier feiern sie Gottesdienst und besuchen Workshops zur Selbstverteidigungstechnik Krav Maga, zu Yoga oder Gesang. "Das Wichtigste ist das Wir-Gefühl", sagt Bebera. Durch den starken Zusammenhalt, der sich über das Wochenende ziehe, entstünden tiefe Freundschaften.

"Jüdischkeit selbstbewusst leben"

In seinem Grußwort für die Frankfurter Veranstaltung betont Zentralratspräsident Josef Schuster, die Teilnehmer feierten "das Leben in seiner schönsten Form: mit Musik und Tanz, mit Familie, alten Freunden und neuen Bekannten". Allen, die das erste Mal dabei sind, empfiehlt Schuster: "Genießt es, mit so vielen Mädchen und Jungen in eurem Alter ein paar Tage zu verbringen und eure Jüdischkeit selbstbewusst zu leben. Genießt den Zusammenhalt in eurer Gruppe. Genießt euren Auftritt!"

Die Jewrovision fand 2002 erstmals statt und wird seit 2013 jährlich vom Zentralrat in wechselnden Städten organisiert, zuletzt in Dresden. 


Jewrovision 2018 (Zentralrat der Juden)

Jewrovision-Sieger 2018: "Amichai" / © Piero Chiussi (Zentralrat der Juden)
Quelle:
KNA